Filmkritik: Cinderella
Alles fängt bei dem schönen, wenig kitschigen und dafür umso mehr unterhaltsamen und verträumten Drehbuch von Chris Weitz an, der für About a Boy schon eine Oscar-Nominierung erhielt und derzeit am Drehbuch zu Star Wars: Rogue One, dem ersten Standalone-Film im Star Wars-Universum, arbeitet. Schöne Dialoge und viele traurige wie auch lustige Momente folgen hier ohne eine Minute Langeweile aufkommen zu lassen. Das liegt wiederum natürlich auch an den tollen Darstellern: Lily James (Downton Abbey) ist zuckersüß und herzensgut als Cinderella, die niemandem etwas Böses und immer freundlich und mutig durchs Leben schreiten will. Richard Madden (Game of Thrones) gibt einen klugen, charmanten Prinzen, während Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett (The Aviator) eine großartige Stiefmutter zum Besten gibt, deren diabolisches Lachen alleine ein kleines Highlight des Films und die in jeder Szene unschlagbar ist.
Was einen Märchenfilm aber erst märchenhaft werden lässt, ist natürlich die Optik und die Musik. Und hier hat Disney keinesfalls gegeizt und eine ganze Horde von renommierten Künstlern angesammelt: Dante Ferretti und Francesca Lo Schiavo (Oscars für Hugo, Sweeney Todd und The Aviator) sind für die Ausstattung zuständig, Sandy Powell (Oscars für The Young Victoria, The Aviator und Shakespeare in Love) für die Kostüme und Patrick Doyle (Oscar-Nominierungen für Sinn und Sinnlichtkeit und Hamlet) für die Musik. Und das wirkt sich mehr als positiv auf den Film aus: Die Setdesigns sind prächtig, die Ausstattung verschwenderisch, die Kostüme extravagant und farbenfroh, die Musik traumhaft schön und emotional packend. Am Ende werden sogar A Dream Is A Wish Your Heart Makes und Bibbidi-Bobbidi-Boo aus dem Zeichentrickfilm neu interpretiert.
Branagh versteht es wie in seinen besten Tagen, einen klassischen Stoff mit frischen Zutaten zu versehen, eine bekannte Erzählung auch für den Betrachter interessant zu machen, der meinte, die Geschichte könnte ihm nichts Neues mehr bringen. Natürlich verwandelt die gute Fee (herrlich skurill: Helena Bonham Carter) wie im Zeichentrickfilm einen großen Kürbis in eine goldene Kutsche und die kleinen, wuseligen Mäuse in prächtige Apfelschimmel, aber das macht es nur umso liebenswerter. Es ist eine Würdigung des 65 Jahre alten Disney-Klassikers und ein eindeutiger Beweis dafür, dass Disney endlich auf dem absolut richtigen Weg angekommen ist, was die Realverfilmungen der Zeichentrickklassiker angeht: Während Alice im Wunderland noch auf ganzer Bahn versagte und Maleficent immerhin schon unterhaltsame Mittelware war, ist Cinderella nun ein wunderschöner Märchenfilm geworden, der von Anfang an Spaß macht, niemals langweilt und immer wieder für ein Strahlen im Gesicht sorgt. (Bleibt nur zu hoffen, dass es mit Bill Condons Die Schöne und das Biest und Tim Burtons Dumbo so weiter geht.)
Spätestens beim pompösen Ball im königlichen Palast, wenn das Aschenputtel in ihrem zauberhaften blauen Kleid mit dem adretten Prinzen tanzt und das ganze Königreich sie bestaunt, fühlt man sich wahrlich wie im Märchen... und hofft, dass sie wirklich glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage leben werden.
★★★★☆
Originaltitel: Cinderella
Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Chris Weitz
Kamera: Haris Zambarloukos
Schnitt: Martin Walsh
Musik: Patrick Doyle
Darsteller:
Lily James ... Cinderella
Richard Madden ... Prinz
Cate Blanchett ... Stiefmutter
Helena Bonham Carter ... Gute Fee
Nonso Anozie ... Captain der Leibgarde
Stellan Skarsgård ... Großherzog
Holliday Grainger ... Anastisia
Sophie McShera ... Drisella
Derek Jacobi ... König
Ben Chaplin ... Ellas Vater
Hayley Atwell ... Ellas Mutter
Eloise Webb ... Ella (jung)
USA 2015, 112 Min.
Walt Disney Pictures
Kinostart: 12. März 2015
FSK 0
Trailer:
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