Filmkritik: Edge of Tomorrow
In den ersten 20 Minuten des Films wird der Zuschauer direkt in eine Kriegsszenerie hineingezogen, die optisch an Steven Spielbergs Der Soldat James Ryan erinnert und es wirklich in sich hat. Doch dann kommt die überraschende Wende: Cage wird von einem Mimic getötet - und wacht erneut am Militärstützpunkt auf. Was zunächst bei einigen Zuschauern (die sich im Vorfeld nicht über den Film informiert haben) für eine Traumsequenz gehalten werden könnte, entpuppt sich schon schnell als Sprung zurück in der Zeit. Das ist zu Beginn erstmal sehr humorvoll inszeniert, da zum einen Cage nicht weiß, wie ihm geschieht, und zum anderen die Menschen in seinem Umfeld verwirrt sind von seinem Wissen über Dinge, die er eigentlich gar nicht kennen kann. Doch mit der Zeit lernt er dieses Wissen zu nutzen und trifft auf eine junge Frau, die die einzige sein könnte, die ihm helfen kann: Rita Vrataski (Emily Blunt) durchlebte ebenfalls eine Zeitschleife und machte sich diese Umstände zum Vorteil: nun trainiert sie Cage Tag für Tag - und tötet ihn am Abend, damit er erneut zu ihr kommen und weiter trainieren kann. Und gemeinsam erarbeiten sie den hoffnungsvollen Plan, die Menschheit doch noch zu retten.
Tom Cruise mag auf Sofas hüpfen und wirre Sekten unterstützen soviel er will - auf der Leinwand ist der fast 52-jährige immer noch ein Superstar. Körperlich unglaublich gut in Form, versprüht er hier einen Charme und Sympathie, die den Zuschauer mitreißt und seine Figur glaubhaft werden lässt. Bill Cage ist feige, kann kein Blut sehen und wird von allen herablassend behandelt - selten hat man Cruise in solch einer Antiheld-Rolle auf der Leinwand gesehen. Dabei sorgt er für unzählige gelungene Lacher, die dem an sich sehr düsteren, ernsten Film gut tun. Und am Ende mutiert er schließlich zum großen Helden - das sollte natürlich klar sein. Emily Blunt ist als durchtrainierte Frau an seiner Seite ebenso sehenswert wie der sehr gut aufgelegte Bill Paxton (Apollo 13, Titanic) und Sidekick Noah Taylor (Game of Thrones).
Edge of Tomorrow ist ein überaus unterhaltsamer, flott erzählter und visuell beeindruckender Leckerbissen, mit einem tollen Alien-Design, packenden Kriegsszenen, die für einen Science Fiction-Film ausgesprochen mutig und realistisch inszeniert sind und einem tollen Score von Christophe Beck. Dazu ist der Film von Doug Liman absolut kitschfrei und driftet am Ende nicht in ein pseudo-dramatisches Klischeefinale ab, sondern bleibt bis zum Schluss spannend. Das Motiv der Zeitschleife ist dabei sehr gut integriert und wird sogar einleuchtend erklärt. Und so sieht man immer wieder Bill Cage auf dem Flughafen aufwachen und freut sich schon darauf zu sehen, wie der Tag für ihn diesmal zu Ende gehen wird. Ganz sicher jedenfalls nicht mit Sonny und Cher.
★★★★☆
Originaltitel: Edge of Tomorrow
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth & John-Henry Butterworth
basierend auf dem Roman von Hiroshi Sakurazaka
Kamera: Dion Beebe
Musik: Christophe Beck
Darsteller:
Tom Cruise ... Lt. Col. Bill Cage
Emily Blunt ... Rita Vrataski
Brendan Gleeson ... General Brigham
Bill Paxton ... Master Sergeant Farell
Noah Taylor ... Dr. Carter
Jonas Armstrong ... Skinner
Lara Pulver ... Karen Lord
Jeremy Piven ... Col. Walter Marx
USA 2014, 113 Min.
Warner Bros.
Kinostart: 29.05.2014
FSK 12
Trailer:
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