Filmkritik: Can a Song save your Life?

Als John Carney 2007 mit dem irischen Indie-Musikfilm Once mit dem Musikerpärchen Glen Hansard und Markéta Irglová die Welt im Sturm eroberte (und für den traumhaften Titelsong "Falling Slowly" unter anderem den Oscar gewann) waren sich die Kritiker einig: In dem für lächerliche 100.000 Euro gedrehten Film spielte die Musik die größte Rolle, sie war wichtiger als die Geschichte, auch wichtiger als die Darsteller und erst recht wichtiger als die technische Qualität des kleinen Filmes. Mit seinem Nachfolger Can a Song save your Life? begibt sich Carney erneut in musikalische Gewässer - doch diesmal backt der Ire deutlich größere Brötchen.

Von den Straßen Dublins geht es in die amerikanische Metropole New York City. Und statt einem unbekannten Darsteller-Pärchen gibt es hier die Oscar-Nominierten Stars: Keira Knightley spielt und singt (!) Gretta, eine Singer-Songwriterin, die bislang im Schatten ihres Rockstar-Freundes (Adam Levine, Frontmann von Maroon 5, in seiner ersten großen Kinorolle) stand, sich aber gerade von ihm getrennt hat, nachdem der etwas mit einer anderen angefangen hat. Musikproduzent Dan (Mark Ruffalo) wurde grade gefeuert und entdeckt Gretta in einer kleinen Bar und hat eine Vision: er will mit ihr eine CD aufnehmen, ohne Studio, ohne Geld, draußen in den Straßen und auf den Dächern von New York.

Die Geschichte des Neustarts (der amerikanische Filmtitel passt da ganz gut: Begin Again) lebt nun weder von großen Überraschungen, noch von dramatischen Wendungen, doch Carney versteht es, seinen Charakteren viel Charme und Persönlichkeit zu geben, wie er es damals schon mit Hansard und Irglová geschafft hatte. Und wie bei Once ist das Ende nicht unbedingt das Happy End, das der Zuschauer sich vielleicht erhofft hatte. Carney überrascht allerdings in einer erzähltechnischen Hinsicht: Die ersten 45 Minuten erzählt der Film die Vorgeschichte seiner beiden Hauptfiguren getrennt voneinander und führt sie dann erst zur Filmmitte hin zusammen. Das funktioniert überraschend gut und gibt den Figuren genug Zeit, sich zu entwickeln. So wird auch deutlicher, dass Gretta und Dan nicht unterschiedlicher sein könnten.

Das Elementare von Can a Song save your Life? sind aber natürlich die Lieder: Und die sind wie schon bei Once sehr, sehr schön. Gerade Keira Knightley überrascht mit ihrem Gesangstalent, bringt ihre mal ruhigen, mal rockigeren Songs gut rüber. Für die Ohrwürmer sorgt dann sicherlich Adam Levine, dessen Version des Titelsongs "Lost Stars" (eine andere Version singt zuvor Keira Knightley im Film) mit großer Wahrscheinlichkeit ein Oscar-Kandidat werden dürfte. Weitere Songs stammen von CeeLo Green alias Gnarls Barkley, der ebenfalls singt und mitspielt, sowie einem Gitarrensolo von Hailee Steinfeld, die Ruffalos Filmtochter spielt und einmal mehr überzeugt und zu den größten Talenten ihrer Generation zählt. Knightleys toller Song "Coming up Roses" wurde zudem von Glen Hansard selbst geschrieben.

Im Endeffekt ist Can a Song save your Life? keine filmische Offenbarung, aber das war Once damals auch nicht. Viel mehr ist John Carneys Film eine Ode an die Kraft der Musik und die Lebensfreude, die niemandem abhanden kommen sollte. Denn nicht nur ein Song kann dein Leben retten, wie man am Ende des Films weiß. Und so ist der Film vor allem eins: Ein Feel-Good-Movie mit richtig schöner Musik und einem sehr gut gelaunten Cast.

★★★☆☆


Originaltitel: Begin Again

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney
Kamera: Yaron Orbach

Darsteller:

Keira Knightley ... Gretta
Mark Ruffalo ... Dan
Hailee Steinfeld ... Violett
Adam Levine ... Dave Kohl
James Corden ... Steve
Mos Def ... Saul
Catherine Keener ... Miriam Hart
CeeLo Green ... Troublegum

USA 2014, 104 Min.
StudioCanal
Kinostart: 28. August 2014
FSK 0

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