Filmkritik: Küss den Frosch

Küss den Frosch, Disney's erster klassisch-handgezeichneter Zeichentrickfilm seit fünf Jahren, ist die Rückkehr zur fast verloren gegangenen Magie, mit charmenten und schrägen Figuren, fetziger Musik, verspielten Details und einer rührenden Geschichte über das Leben, die Liebe und... die Musik. So muss ein Disney-Film sein - und man merkt nicht nur an den tollen "Gastauftritten" von Triton (Arielle, die Meerjungfrau) und Dschafar (Aladdin) dass hier deren Regisseure am Werk waren und einen ganz wunderbaren Film herbeigezaubert haben.

Das fängt bei den - wie für Disney-Filme üblich - schrägen Charakteren an, die man vor allem in den Nebenrollen findet: Louis, das Trompete spielende Krokodil mit amerikanischem Akzent (in der deutschen Fassung herrlich synchronisiert von Bill Ramsey) ist vermutlich eine der besten Figuren seit Timon und Pumba aus dem König der Löwen. Vor allem in Kombination mit Ray, dem Glühwürmchen mit französischem Akzent, ergeben sich hier die lustigsten Szenen des Films. Die gesamte Glühwürmchen-Familie (vom Baby bis zur Oma mit Rollator - göttlich!), das tollpatschige Jäger-Trio in den Sümpfen vor New Orleans oder die verwöhnte Charlotte (auch hier hervorragend synchronisiert) - es gibt reichlich schräge, urkomische Charaktere.

Daneben ist vor allem die Musik das Wichtigste. Kein geringerer als Randy Newman (der mit Toy Story, Das große Krabbeln, Toy Story 2, Die Monster AG, Cars und Toy Story 3 immerhin für die Hälfte aller Pixar-Filme die Musik komponierte und dafür zwei Oscars gewann, 8 Oscar-Nominierungen erhielt und in seiner Karriere bislang stolze 17 Oscar-Nominierungen erhielt) schrieb hier die mitreißenden Songs, jazzig und absolute Ohrwürmer. Vor allem der Song "When we're Human" ("Wenn ich Mensch bin") hat sich in mein Hirn eingebrannt und wird zwei Dutzend mal am Tag gehört. Ruhig sitzen bleiben ist dann auch nicht mehr drin.

Die Geschichte von Küss den Frosch ist keine allzu besondere - aber auch das hat bei Disney meist Tradition. Vielmehr ist es auch hier so, dass die Botschaft des Films klar rüberkommt: In diesem Fall geht es um Aufopferungsgabe, Träume und deren Erfüllung sowie - wie immer - Freundschaft: Tiana (Cassandra Steen), ein junges Mädchen aus New Orleans, will sich ihren großen Traum erfüllen und ein eigenes Restaurant eröffnen. Um das nötige Geld zu beschaffen, arbeitet sie bis zum Umfallen. Derweil ist Prinz Naveen (Roger Cicero), ein Playboy wie er im Buche steht, in der Stadt eingetroffen - und geht mit all seiner Naivität dem fiesen Dr. Facilier, einem Voodoo-Zauberer (Thomas-Nero Wolff), auf den Leim: Der verzaubert Naveen in einen Frosch, damit ein anderer des Prinzens Platz einnehmen und reich heiraten kann. In dem Glauben, bei einem Kuss einer Prinzessin wieder in einen Menschen zurückverwandelt zu werden, lässt er sich von Tiana küssen - doch die ist gar keine Prinzessin. Der Fluch nimmt so eine neue Dimension an: Auch Tiana wird nun in einen Frosch verwandelt. Verjagt in die Sümpfe vor New Orleans Stadttoren muss sich das ungleiche Paar zusammen tun um ihre Menschlichkeit wieder zurückzubekommen. Dabei bekommen sie vom Trompete spielenden Krokodil Louis (Bill Ramsey), dem schwer verliebten Glühwürmchen Ray (Robert Missler) und der steinalten Zauberer-Mama Odie (Marianne Rosenberg) Hilfe.

Bleibt festzuhalten, dass den Machern mit Küss den Frosch ein ausgesprochen charmantes, phasenweise urkomisches, äußerst sympathisch gezeichnetes und mit fetzig-jazziger Musik unterlegtes Animationswunderwerk gelungen ist, das von der ersten Minute an mitreißt und den großen Disney-Meisterwerken der späten 80er und frühen 90er Jahre in nichts nachsteht. Einfach wundervoll.

★★★★☆


Originaltitel: The Princess and the Frog

Musik: Randy Newman

Darsteller:
Anika Noni Rose ... Tiana
Bruno Campos ... Prinz Naveen
Keith David ... Dr. Facilier
Jim Cummings ... Ray
Oprah Winfrey ... Eudora
Terrence Howard ... James
John Goodman ... 'Big Daddy' La Bouff

USA 2009, 97 Min.
Walt Disney Pictures
Kinostart: 10. Dezember 2009
FSK: 0

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