Der Solist (The Soloist)

Regie:
Joe Wright

Drehbuch:
Susannah Grant

Darsteller:
Jamie Foxx ... Nathaniel Ayers
Robert Downey Jr. ... Mary Weston
Catherine Keener ... Dr. Grace Augustine
Tom Hollander ... Graham Claydon
Lisa Gay Hamilton ... Jennifer Ayers


Kritik:

Regisseur Joe Wright hat einen Blick für wunderschöne Details, für Kleinigkeiten, die dem normalen Zuschauer vielleicht entgehen, für das gewisse Etwas. Und er weiß es, eine Geschichte zu erzählen, ohne vom Wesentlichen abzukommen.

In Der Solist geht es um einen Obdachlosen, Nathaniel, (Jamie Foxx), der eine ganz besondere Gabe hat: Er ist ein begnadeter Musiker. Sein Problem: Zum einen hat er nur eine Geige mit zwei Saiten - und zum anderen ist er schizophren. Ein Journalist der L.A. Times (Robert Downey, jr.) entdeckt ihn zufällig auf der Straße und beginnt sich für ihn zu interessieren - um eine Kolumne über ihn zu schreiben. Aus dem Job wird wahre Freundschaft, denn der Journalist sorgt sich mehr und mehr für den Obdachlosen: Er verschafft ihm ein Cello, Unterrichtsstunden und eine Wohnung. Anfangs fühlt sich Nathaniel überfordert mit seiner neuen Umwelt und dem Gönner, doch schon bald merkt er, dass er in ihm einen unbezahlbaren Schatz gefunden hat: Einen Freund.

Nach Stolz & Vorurteil und Abbitte hat er sich qualitativ zwar leider nicht noch einmal gesteigert (was für seinen dritten Film auch bedeuten würde, dass er schier perfekt wäre) - aber dennoch ist Der Solist ein schöner Film, der zum einen von der Musik lebt (mit Musik kennt sich Wright wirklich aus - vor allem in Kombination mit seinem Hauskomponisten Dario Marianelli), von seinen tollen Bildern (seien es die Panorama-Luftaufnahmen der Umwelt und von L.A. oder die Detailaufnahmen von Fingernägeln) und von den charmanten Darstellern.

Beide, Foxx wie auch Downey, jr., spielen routiniert und haben sichtlich Freude an ihren Figuren. Dabei verausgaben sie sich nicht, aber dennoch war ich sehr zufrieden mit ihrer Darstellung des etwas ungleichen Freundepaares.

Besonderes Augenmerk legt Regisseur Wright im Übrigen auf die Obdachlosen der Stadt. Nicht nur durch eine Texttafel am Filmende ("Es gibt über 90.000 Obdachlose in und um Los Angeles."), sondern vor allem durch die drastischen Bilder im Film: Wenn Downey, jr.s Charakter, der Journalist, mit seinem (zugegebenermaßen mittelmäßigen) Kleinwagen durch eine Straße fährt, in der es nur Obdachlose zu geben scheint, war ich kurz versucht zu denken, hier würde gewaltig übertrieben, doch irgendwie kam mir dieser Gedanke dann abhanden und ich nahm es einfach mal so hin: In dem Gebäude der Obdachlosenhilfe finden einige von ihnen Hilfe - doch auf der anderen Seite ist es für sie dort nicht groß anders, als auf der Straße. Das macht auch eine schöne Szene mit dem Journalisten und einem der Helfer klar: Man kann die Obdachlosen nicht zwingen, Medikamente zu nehmen, man kann sie nicht zwingen, in einer Wohnung zu wohnen. Sie müssen es von sich aus wollen. Umso wichtiger wird hier wieder die Aufgabe eines Freundes: Er muss das gute Gewissen sein - der Helfer in der Not.

Der Solist ist zwar Joe Wrights "schwächstes" Werk bislang - aber dennoch ein wunderschöner Film und besser als die meiste andere Dutzendware Hollywoods. Hier hat ein junger Brite noch eine große Zukunft vor sich. Bin schon sehr gespannt auf Indian Summer - wenn Wright wieder zum Historiendrama zurückkehrt.

7/10

Trailer:

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