Filmkritik: What a Man

Um es anfangs kurz zu fassen, für alle die, die sich des What a man-Kinobesuchs noch nicht sicher sind: Matthias Schweighöfers Regiedebüt übersteigt um Einiges die vorher nicht sehr hoch angesetzten Erwartungen! Es lohnt sich durchaus!

What a man? The man: Alex (Matthias Schweighöfer), um die 20, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Gutaussehend, verpeilt, gutgläubig und sensibel schickt er sich an um die Höhen und Tiefen, die Geraden und Kurven der Welt (und der Mädels!) zu erkunden und muss dabei feststellen, dass „Jetzt werden alle Kühe gefickt!“ vielleicht doch nicht alles ist, was sich ein Mann zu wünschen hat – oder doch?


In seinem Leben scheint eigentlich alles einigermaßen okay, seine zickige Freundin Caro bumst häufiger mit dem Fotograph Jens (Thomas Kretschmann) von oben drüber und würde nicht Alex‘ Glaube an das Gute im Menschen im Weg stehen, könnte er vielleicht mehr dazu sagen als „Und was wird jetzt aus dem Urlaub?“ Noch so einige Probleme: Der schnuckelige Etienne, Freund seiner langjährigen Freundin Nele (Sibel Kekilli, auch bekannt aus Gegen die Wand), der doch so perfekt säuseln kann, die dickbusige Laura, die im Bett nur auf Sahne und Cremeschnitten steht, Pandabären-Kostüme, schmatzende türkische Omis, hässlich-gelbe Rapper-Kappen, blaue Dildos und zuschlagende Frauen: Es scheint irgendwie von Anfang an klar zu sein: Zwischen Alex und dem Mann (!) steht nur eine dicke Kiefer!

What a man ist der gute Laune-Film, den man sich vom ersten „Schweighöfer“ erhofft hat. Die kleinen, über-melodramatisierten Til Schweiger-Ecken lassen sich nur schwer in dieser Komödie finden, die sich doch erstaunend entspannt beschreiben lässt mit „Na, warste kacken?“
Das Zentrum bildet natürlich der junge Matthias Schweighöfer, wie geschaffen natürlich für seine Rolle, die er sich ja selbst auf den Leib geschrieben hat. Das junge Talent, das schon in Kammerflimmern, Schiller, Friendship! oder Soloalbum spielte, debütiert mit What a man nun erstmals als Filmemacher mit einem Streifen, dem man die jugendliche Frische ansieht und dem man sicherlich viele persönliche Eigenschaften seines Regisseurs, Drehbuchautors und gleichzeitig Hauptdarstellers Schweighöfer abgewinnen kann.

Ein netter Vergleich: Der Film kommt genauso an, wie er durch eine Kamerafahrt den Körper der schlafenden Freundin Caro entlang beschrieben wird: Die Kamera fährt ihr weißes Kleid entlang und hoch an den scheinbar perfekt rasierten Beinen, auf die rein gewaschenen Socken, auf denen plötzlich ein nett gekräuseltes Haar zu sehen ist.
Sicherlich von Schweighöfer nicht beabsichtigt und doch:
Dieses Haar auf dem Socken ist – leider Gottes – Sibel Kekilli, die zwar anfangs durch ihr hübsches, natürliches Lächeln beeindruckt, doch mit ihrem Schauspiel leider nicht das eines durchschnittlichen deutschen Soap-Darstellers übersteigt. (Wenn man es sich so recht überlegt, wäre sie bei GZSZ sicherlich gut aufgehoben.) Dank keinerlei Textflexibilität und unbetonter Sprache bringt sie auch Schweighöfer und M’Barek in den gemeinsamen Szenen zum Schwächeln. Echt schade, da Deutschland doch so viele junge Künstlerinnen zu bieten hat.

Wenn man sich allerdings an dieses Manko des Films gewöhnt und Kekilli eben als „lächelnd und winkend“ akzeptiert, kann man sich richtig entspannt zurücklehnen und von Herzen lachen.
Pluspunkte sammelt der Film durch die sehr dominante Musik, die durch akkuraten Schnitt passend in den Film eingebunden wird und durch witzige (musikalische!) Einwürfe wie „Oh my god!“ die Taten des jungen Alex kommentiert. Was die Kameraführung betrifft: Natürlich weiß keiner, wie stark Schweighöfer die Auswahl des Bildausschnitts seinem Kameramann überlassen hat, doch Schnitt, Farben, Kadrierung und viele viele tolle Topshots lassen seine Arbeit unglaublich vielfältig und absolut nicht ‚mainstream‘ erscheinen, abgesehen davon, dass er einmal mehr seine Natürlichkeit und Sympathie präsentieren kann durch angenehm ungezwungenes Schauspiel.

Auch die Ausstattung des Sets zeugt von einer schönen Sorgfalt, mit der Schweighöfer scheinbar an seinen ersten eigenen Film heranging – offensichtlich: Er hat sich wirklich bis in fast jedes Detail Mühe gegeben.
Ein Lob auch an Damen und Herren vom Nebenrollencasting, die im Franzosen Etienne und dem Waldarbeiter Volker ganze Arbeit geleistet haben.
Lachen muss man allerdings des Öfteren über unglaublich ungeschickt platzierte und planlos drein schauende Statisten, die an manchen Stellen das Bild leider ein wenig konzipiert aussehen lassen, aber so viel Anfänger-Bonus sei Schweighöfer dann mal gelassen.
Gleich alles richtig machen ist doch auch eben eine Kunst, die erst noch zu erlernen ist.
Und was wäre ein Regiedebüt ohne eine Steigerung?

Festzuhalten bleibt, dass an Schweighöfers Filigranität im Umgang mit dem Filmmaterial ein großes Lob auszusprechen ist. Wer hier mal auf der Suche nach einem unkomplizierten Anti-Hollywood ist, der kann sich getrost What a man ansehen. Ein angenehm entspannender deutscher Film mit nur selten kitschigen Schweiger-Szenen und nicht so vielen Klischees, wie man vielleicht erwartet - aber eben auch nicht die große deutsche Kinokomödien-Hoffnung. Für den Anfang aber sicherlich ein gelungenes Werk.

(geschrieben von Laura Mücke)

★★☆☆☆
 

Originaltitel: What a Man

Regie: Matthias Schweighöfer

Darsteller:
Matthias Schweighöfer ... Alex
Sibel Kekilli ... Nele
Elyas M'Barek ... Okke
Milan Peschel ... Volker
Thomas Kretschmann ... Jens
Mavie Hörbiger ... Carolin

D 2011, 95 Min.
Twentieth Century Fox
Kinostart: 25.08.2011
FSK 12

Trailer:



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