Filmkritik: Agora
Was passiert, wenn Glaube und Wissenschaft aufeinander treffen? Richtig, es gibt Krieg. Nicht erst Galileo Galilei musste das am eigenen Leib erfahren, auch die Hauptfigur von Agora - Die Säulen des Himmels ist davon betroffen: Die Philosophin Hypatia (gespielt von der hinreißenden Rachel Weisz) geht ihr ganzes Leben lang der Frage nach, wie es sich mit Sonne und Erde verhält - deren Verlauf und Verlaufsform. Der Kreis, Symbol des Vollkommenen, gibt die Zugbahn der Sonne vor, die sich um den Mittelpunkt des Universums dreht - sagen die Gläubigen. Doch Hypertia widerspricht. Doch nicht nur hier ist sie in den Augen aller anderen eine Ketzerin und Hexe: Sie ist Atheistin, und will auch nach der Ausbreitung des Christentums in Ägypten nicht konvertieren. So gerät sie zwischen die feindlichen Fronten von Juden und Christen - und dass das nicht gutgehen kann belehrten uns schon 2000 Jahre Geschichte.
Es ist eine wahre Geschichte, auf der Alejandro Amenábars Film basiert, eine Geschichte, die leider nicht immer packend inszeniert ist. Dafür gibt es in seinem ersten Film seit Das Meer in mir vor fünf Jahren zu viele langatmige Passagen, die man getrost hätte kürzen oder gar streichen können - und dabei war die Cannes-Version sogar noch einmal 14 Minuten länger. Doch auch die Spannung bleibt angesichts der durchaus spannenden Geschichte gerade in der ersten Hälfte auf der Strecke, zu sehr wird versucht einem großen Hollywood-Epos nachzueifern. Dies wiederum gelingt immerhin optisch beinahe vollständig, die Kulissen und die Ausstattung sind exzellent und die Darsteller passen im Grunde allesamt in ihre Rollen.
Fast beängstigend grausam inszeniert Amenábar die Abschlachtungen der Juden und Christen im Laufe der (wahren) Geschichte und verdeutlicht so noch einmal den Wahnsinn, den die Gläubigen verbreitet haben - und mancherorts heute noch verbreiten. Es soll belehren, doch das tut es nicht immer, vor allem dann nicht, wenn die seltsame Liebesgeschichte von Davus (Max Minghella) ins Spiel kommt. Der Sklave - der sich zum Christentum bekennt - verliebt sich in seine Herrin Hypatia, dabei ist er gerade mal halb so alt wie sie. Aus seiner Liebe wird so etwas wie Hass, vor allem auch, weil sie nichts für ihn empfindet und sie immer noch bekennende Atheistin bleibt. Dass das alles irgendwie nach kitschigem Soap-Drama aussieht, wird nur durch die guten Darstellerleistungen verhindert.
Agora erfindet den Historienfilm weder neu, noch fügt er ihm erhebliche Schäden zu. Viel mehr ist es ein ordentlicher Film, zeitweise - und vor allem in der zweiten Hälfte und am Ende - auch packend, optisch ein Augenschmaus und inhaltlich interessant. Da die genannten Schwächen aber doch etwas mehr auf den Gesamteindruck nachwirken, kommt der spanische Film nicht über eine rundum gute Wertung hinaus - schade, denn es wäre durchaus noch ein bisschen mehr drin gewesen.
★★★☆☆
Originaltitel: Agora
Regie: Alejandro Amenábar
Drehbuch: Alejandro Amenábar & Mateo Gil
Kamera: Xavi Giménez
Darsteller:
Rachel Weisz ... Hypatia
Max Minghella ... Davus
Oscar Isaac ... Orestes
Richard Durden ... Olympius
Michael Lonsdale ... Theon
Rupert Evans ... Synesius
ESP 2010, 127 Min.
Universal Pictures
Kinostart: 11.03.2010
FSK 12
Trailer:
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