Fimkritik: Snowpiercer
Joon-ho Bongs postapokalyptischer Science Fiction-Film Snowpiercer weiß von der ersten Minute an zu faszinieren. Das Innenleben des Zuges ist ein architektonisches Meisterwerk, das aufwändig und innovativ gestaltet und ausgestattet wurde. Angeführt vom mutigen Curtis (Chris Evans alias Captain America) kämpfen sich die Aufständigen Abteil für Abteil nach vorne, mit dem Ziel, die den Zug antreibende, mysteriöse Maschine zu erobern und damit den Zug zu kontrollieren. An Curtis Seite befindet sich eine bunt gemischte Truppe wie der junge Edgar (Jamie Bell, Billy Elliot), der alte, weise Gilliam (John Hurt, 1984) oder der naive Andrew (Ewen Bremner, Trainspotting). Ihnen entgegen stellt sich die arrogante, den Erbauer des Zuges verehrende Mason, die von Tilda Swinton (Young Adam) gewohnt faszinierend verkörpert wird. Hilfe bekommen Curtis und Co. von den beiden Koreanern Namgoong und seiner Tochter Yona, die von den südkoreanischen Stars Kang-ho Song und Ah-sung Ko gespielt werden, und die in Joon-ho Bongs The Host schon Vater und Tochter dargestellt haben.
Tür für Tür arbeitet sich die Gruppe voran und hinter jeder Tür verbirgt sich eine Überraschung, eine tödliche Gefahr, eine surreale Abnormität. Joon-ho Bong inszeniert seinen Snowpiercer als visuell beeindruckendes Werk, dessen Ideen scheinbar nie ausgehen und dessen Spannungsbogen bis zur letzten Sekunde aufrecht erhalten bleibt. Zu keiner Zeit kann man sich sicher sein, ob Curtis und seine Leute ihr Ziel erreichen können, es gibt große Verluste auf beiden Seiten und am Ende kommt dann nicht nur der unfassbare Plottwist, sondern auch noch eine unglaubliche Geschichte aus der Vergangenheit, die Curtis einholt und Teil eines spektakulären Finales sind. Die Bilder von Kyung-pyo Hong (Brotherhood) sind ebenso faszinierend. Auf engstem Raum im Zug gibt es allerhand bemerkenswerte Kameraeinstellungen.
Was leider ein ganz kleines bisschen den Gesamteindruck schmälert sind zum einen die teilweise nicht wirklich überzeugenden Computeranimationen der eisigen Außenwelt (der lange Zug durchbricht Eisblöcke und fährt durch ewige Schneelandschaften - das sah einfach zu künstlich aus), zum anderen kleinere Logikfehler, die gerade am Ende doch zu offensichtlich sind (und von fehlendem Atem im Freien bis hin zu der Frage, wie es eigentlich dazu kam, dass von Anfang an eine Zweiklassen-Gesellschaft vorherrschte, reichen). Doch das sind nur Kleinigkeiten, die nicht verhindern können, Snowpiercer als innovativen, kreativen und von Anfang bis Ende faszinierenden Trip in eine dystopische Zukunft zu sehen, als Film, der Spaß macht, bestens unterhält und dabei dennoch faszinierend anspruchsvoll und intelligent geraten ist. Nicht umsonst bezeichnete Harvey Weinstein den Film als "zu intelligent für US-amerikanisches Publikum" und wollte ursprünglich eine "einfachere US-Fassung" zusammenschneiden...
★★★★☆
Originaltitel: Snowpiercer
Regie: Joon-ho Bong
Darsteller:
Chris Evans ... Curtis
Kang-ho Song ... Namgoong Minsu
Ah-sung Ko ...Yona
Tilda Swinton ... Mason
Jamie Bell ... Edgar
John Hurt ... Gilliam
Alison Pill ... Teacher
Ed Harris ... Wilford
Octavia Spencer ... Tanja
Ewen Bremner ... Andrew
Kang-ho Song ... Namgoong Minsu
Ah-sung Ko ...Yona
Tilda Swinton ... Mason
Jamie Bell ... Edgar
John Hurt ... Gilliam
Alison Pill ... Teacher
Ed Harris ... Wilford
Octavia Spencer ... Tanja
Ewen Bremner ... Andrew
SK/USA/F/CZ 2013, 126 Min.
MFA Filmdistribution
Kinostart: 03.04.2014
Kinostart: 03.04.2014
FSK 16
Trailer:
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