Filmkritik: Der kleine Nick

Der französische Film unterschied sich schon immer vor allem den den deutschen Werken. Gerade heute muss man sogar leider zugeben, dass die Franzosen viel mehr riskieren und ausprobieren beim Filmemachen. Während die deutschen Produzenten fast ausschließlich auf die selben Genres - namentlich: Krimi, (platte) Komödie, (Nazi-)Drama - setzen, gibt es in Frankreich jedes Jahr wieder Filme, die so in Deutschland niemals produziert werden würden. Man hat vor allem - wieder leider - das Gefühl, als seien die französischen Regisseure weitaus kreativer. Der kleine Nick ist so ein kreativer Film.

Nach den Kinderbüchern von Asterix-Schöpfer René Goscinny entstand der Familienfilm unter der Regie von Laurent Tirard, der derzeit auch den vierten realen Asterix-Film Bei den Briten inszeniert. Mit viel Detailverliebtheit, toller Ausstattung, satten Farben und schönen Bildern überzeugt der Film um Hauptfigur Nick (sehr goldig: Maxime Godart), der seinen Eltern imponieren möchte, aus (falscher) Angst von diesen im Wald ausgesetzt zu werden. Das denkt Nick nämlich, weil ein kleines Brüderchen auf dem Weg sein soll. Dass sich das als falsch herausstellen wird, weiß der Zuschauer schon lange - Nick und seine Freunde aber nicht. Und so probieren sie alles, um Nicks Abschiebung entgegenzuwirken: Sie beschließen, dass Nick seinen Eltern gegenüber nur noch nett und zuvorkommend sein soll - was gehörig schief geht -, versuchen Geld für einen Auftragskiller zu beschaffen (der das Baby "entsorgen" soll) oder verkaufen angeblichen Zaubertrank - eine wunderschöne Hommage an Asterix an leichtgläubige Kinder. Der Rasselbande, bei der vor allem noch Victor Carles als Clotaire, der Klassenschwächste, mehr als überzeugend spielt, fallen immer neue irre Pläne ein.

Tirard und sein Co-Autor Grégoire Vigneron haben so wunderbare Einfälle in ihrem Drehbuch - es ist eine wahre Freude, den Jungs auf ihrer "Mission" zuzusehen. Die äußerst sympathischen Jungdarsteller werden dabei vor allem noch vom Willkommen bei den Sch'tis - Hauptdarsteller Kad Merad unterstützt, der mal wieder sein ganzes komödiantisches Können zeigen kann. Der kleine Nick bringt kleine, aber auch große Zuschauer zum Lachen, zum richtig lauten Lachen. Und dabei wird es niemals langweilig. So ist Tirard letztendlich ein wunderschöner Film für die ganze Familie gelungen, der sich deutlich abhebt von der gängigen 08/15-Ware beim Familienfilm und der sich - eben wieder mit einem wehmütigen Zucken - auch von vielen deutschen Filmen dieser Art unterscheidet. Und das liegt dann vor allem in der erwachsenen Inszenierung, der prachtvollen Ausstattung und all den kleinen Details.
(ihi)

8/10



Regie:

Drehbuch:

Darsteller:
Maxime Godart ... Nick
Kad Merad ... Vater
Valérie Lemercier ... Mutter
Sandrine Kiberlain ... Lehrerin
Victor Carles ... Clotaire

Trailer:

Kommentare

  1. Bei diesem Film liegen wir dicht zusammen, ich habe mich auch prächtig amüsiert. Mir gefällt gerade auch diese Komik des Mißverständnisses, aus dem sich die ganze Handlung (die ja eigentlich eine nur lose zusammengehaltene Nummernrevue ist) entwickelt: Nick zieht falsche Schlüsse, verrennt sich in der Idee, er solle im Wald ausgesetzt werden, und gerade aus seinen Bemühungen, eine Gefahr abzuwenden, die gar nicht besteht, gehen dann alle kleinen Katastrophen hervor. Sehr witzig und durchaus wahr, denn wer hätte sich nicht schon mal irgend etwas zusammengereimt, was vollkommen irrig ist?
    Und dann ist die Ausstattung auch eine echte Freude, die macht eine Menge vom Stil des Films aus. Fand ich sehr hübsch. Und wenn Nick am Ende beschließt, die Menschen später zum Lachen zu bringen, dachte ich mir: "Aber lieber Nick, das tust du doch jetzt schon!"

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  2. Sam! Seit wann liest du denn meine Kritiken hier? Und wie bist du auf die Seite gestoßen?
    Bin ja richtig überrascht! ;)

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  3. Ach, ich schaue schon eine ganze Weile öfters mal hier bei Dir vorbei, der Hinweis ist ja in Deinem Profil bei kino.de, und so habe ich hierher gefunden. Nur Kommentare hatte ich bislang noch nicht hinterlassen, aber diesmal wollte ich dann doch mal meine grundsätzliche Zustimmung nicht unerwähnt lassen.

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  4. Na dann bedanke ich mich mal für das Interesse und würde mich freuen auch in Zukunft den ein oder anderen Kommentar von dir hier zu lesen.

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