Filmkritik: Der Marsianer - Rettet Mark Watney
Wer hätte gedacht, dass Ridley Scotts Der Marsianer so unglaublich lustig sein kann? Es geht immerhin um Leben und Tod für Mark Watney. Doch der kesse Botaniker lässt sich seine Laune und Zuversicht nicht nehmen und hält seine Taten in einem Videotagebuch fest. Dabei ist es natürlich vor allem Oscar-Preisträger Matt Damon zu verdanken, dass der Zuschauer es hier mit einem der charmantesten und sympathischsten Filmhelden der Filmgeschichte zu tun bekommt. Damon ist eine Wucht in der Rolle des einsamen Marsianers, wie Sam Rockwell 2009 in Duncan Jones' Moon. Es ist zweifelsohne die Matt Damon-Show - und der 45-jährige präsentiert sich von seiner unterhaltsamsten Seite und zeigt dabei die ganze Bandbreite seines Könnens: Damon schreit, tobt, tanzt, witzelt, trauert, verzweifelt, lacht und ist immer für einen guten Spruch zu haben. Kurz: Damon sollte hier definitiv ein Oscar-Kandidat sein.
Nicht minder großartig ist der Einsatz der Disco-Musik, die den Film über immer wieder auftaucht. Wer hätte gedacht, dass David Bowie oder ABBA zu hören sein könnten, während die NASA versucht, eine Mars-Rettungsmission zu starten. Und da setzt Ridley Scott auch ein Zeichen, in dem er die Amerikaner als ein wenig überfordert und hilflos darstellt und sie zwingt, die Hilfe Chinas anzunehmen. Überhaupt ist eines der wesentlichen Themen des Films die Zusammenarbeit. Alleine kann Mark Watney nicht überleben - so klug und optimistisch er auch sein mag. In Zeiten wie diesen eine gute, ehrliche Botschaft des britischen Filmemachers. Hier gibt es keine überdimensional großen US-Flaggen wie bei Michael Bay, nur am Ende, wenn sich die ganze Welt zusammentut und die Rettung live verfolgt, sammeln sich Menschen mit kleinen Flaggen verschiedener Nationen auf den Straßen. Der fehlende Pathos sorgt somit erst recht für Gänsehaut und feuchte Augen.
Doch bis es zur Rettung kommen kann, muss Watney viele Gefahren überstehen und fast zwei Jahre alleine auf einem unbewohnten Planeten verbringen. Doch Ridley Scott und Drehbuchautor Drew Goddard schaffen es spielerisch, den Zuschauer mitfiebern zu lassen. Das zeigt sich schon direkt zu Beginn des Films, wenn Watney sich selbst verarzten muss. In voller Großaufnahme und quälend lang inszeniert Scott hier Damons "Operation". Und natürlich ist auch das Ende unglaublich packend und nervenaufreibend. Bis zu Schluss kann man sich nicht sicher sein, ob die Rettungsmission gelingt - auch wenn man vom unbändigen Optimismus Watneys infiziert wurde. Aber wenn uns die Geschichte eins gelehrt hat: Im Weltall hört dich keiner schreien. Außer vielleicht Gloria Gaynor: Der Marsianer will survive.
Originaltitel: The Martian
Drehbuch: Drew Goddard
nach dem Roman von Andy Weir
Kamera: Dariusz Wolski
Schnitt: Pietro Scalia
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller:
Matt Damon ... Mark Watney
Jessica Chastain ... Melissa Lewis
Jeff Daniels ... Teddy Sanders
Chiwetel Ejiofor ... Vincent Kapoor
Sean Bean ... Mitch Henderson
Kate Mara ... Beth Johanssen
Sebastian Stan ... Chris Beck
Aksel Hennie ... Alex Vogel
Michael Peña ... Rick Martinez
Kristen Wiig ... Annie Montrose
Mackenzie Davis ... Mindy Park
Benedict Wong ... Bruce Ng
Donald Glover ... Rich Purnell
Jonathan Aris ... Brendan Hatch
Chen Shu ... Zhu Tao
Eddy Ko ... Guo Ming
USA 2015, 141 Min.
20th Century Fox
Kinostart: 8. Oktober 2015
FSK 12
Trailer:
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