Filmkritik: The King's Speech


Die Story ist simpel: Ein König, der stottert und dem gegenüber das Volk mehr Spott und Mitleid verspürt als Ehrfurcht. Er kann nicht zum Volk sprechen und verliert damit seine Funktion, die er in den Zeiten des Zweiten Krieges so dringend braucht: Den Menschen seines Landes Mut zu machen! Mithilfe eines Sprachtherapeuten, Lionel Logue (Geoffrey Rush), und seiner niemals aufgebenden Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) beginnt er viele Male von vorne, seine eigene Sprache wieder zu erlernen, scheitert viele Male und verliert nach und nach den Glauben an sich selbst – eine wahre Geschichte, die damals wie heute Millionen Menschen bewegt.

Ausgezeichnet mit den Oscars für das Drehbuch (David Seidler), die Regie (Tom Hooper), den besten Hauptdarsteller (Colin Firth in der Rolle des Königs George VI.) und den besten Film, beweist sich The King’s Speech leicht wider den Meinungen weniger Kritiker, die eine nicht ertragsreiche Story vorhersehen wollen, in seiner Pracht an Settings, Kostümen, Farben, Dialogen und vor allem dem unglaublich positiven Elan seiner Schauspieler.
Mit Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter und Guy Pierce (in der Rolle des Bruders David) findet sich das perfekte Gegengewicht zum unglaublich überzeugenden Colin Firth – der die Ambivalenz König Georges VI. der völligen Einsamkeit in der Menge nicht nur durch sein Äußeres perfekt darstellt – während ihm alle Menschen, die ihm näher stehen, zuzurufen scheinen, er solle den Mut nicht verlieren, nimmt er selbst in seiner stets autistischen Welt niemanden wahr, bis ihm Lionel Logue zeigt, was es heißt an sich selbst zu glauben und ihm beweist, dass er ihm seine Stimme zurückgeben kann.

Lionel Logue ist nicht nur im vollkommenen Glauben an seine Arbeit, er ist der liebevolle Familienvater, der seine Kinder niemals vernachlässigt, er ist der vorsorgende Ehemann und für König George, den er liebevoll ‚Bertie’ nennt, gleichzeitig treuster Freund und strenger Hauslehrer. Ein vielseitiger Charakter, den Geoffrey Rush filigran ausgearbeitet zu haben scheint um während des Films vollends mit der Rolle zu verschmelzen.
The King’s Speech scheint ein Wunderwerk zu sein, das eine geheimnisvolle Atmosphäre erzeugt. Der ständige Gegensatz von Prunk mit der doch kleinen Welt des Protagonisten lässt auch die Königsfamilie in einem ganz anderen Licht erscheinen – familiärer im Gegensatz zur Prunkwelt des restlichen Adels in seiner Hochnäsigkeit.
Der Film benötigt weder Special Effects noch visuelle Dynamik, in seinem ruhigen Fluss und den bewegenden Szenen, von denen jede einzelne einen kleinen Höhepunkt darstellt (von den lustig-leichten Szenen im Behandlungsraum bis zu der bedrückenden Enge des Tonstudios, in dem ‚Bertie‘ seine erste Radioansprache hält, das peinlich berührte Aufeinandertreffen zweier Schichten bei Familie Logue zu Hause oder die verzweifelten Versuche Elizabeths einen geeigneten Sprachtherapeuten zu finden): Jeder Schnitt, jede Einstellung und jedes Wort scheint seine eigene Bedeutung zu haben in dem Gesamtkunstwerk des Films, das den Zuschauer mitreißt und erst wieder erwachen lässt, als der erste Name des Abspanns erscheint.
Aus den Köpfen verschwindet der Film jedoch selbst dann nicht: ein absolut sehenswerter und zu recht mit den wichtigsten Oscars ausgezeichneter Film.

(geschrieben von Laura Mücke)

★★★★☆


Originaltitel: The King's Speech

Regie: Tom Hooper
Drehbuch: David Seidler
Kamera: Danny Cohen

Darsteller:
Colin Firth ... King George VI.
Geoffrey Rush ... Lionel Logue
Helena Bonham Carter ... Queen Elizabeth
Guy Pearce ... King Edward VIII.
Michael Gambon ... King George V.

USA 2010, 118 Min.
Senator Filmverleih
Kinostart: 17.02.2011
FSK 0

Trailer:



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