Filmkritik: The Tourist

Regie:

Darsteller:
Johnny Depp ... Frank Tupelo
Angelina Jolie ... Elise Clifton-Ward
Paul Bettany ... Inspector John Acheson
Timothy Dalton ... Chief Inspector Jones
Rufus Sewell ... The Englishman


"Ahhh, Venedig", stellte Indiana Jones vor 20 Jahren fest, als er aus der Kanalisation der romantischen Stadt kletterte. Der Moment der freudigen Erkenntnis ist in Florian Henckel von Donnersmarcks The Tourist kurz, oder um es anders auszudrücken: Alleine die Bilder der Stadt und Soundtrack mögen den Film über der Kanalisation halten. Nach seinem Oscar-Gewinn (Das Leben der Anderen) brauchte von Donnersmarck etwas länger, um ein Nachfolgeprjekt zu finden - und griff dann beim Remake des französischen Films Fluchtpunkt Nizza, im Original Anthony Zimmer, mit Sophie Marceau und Yvan Attal, zu. Der gerade mal fünf Jahre alte Film spielte zwar nicht in Venedig (wie der deutsche Titel schon andeutet), war aber in Punkte Unterhaltung nicht mehr oder weniger gelungen.


Das starbesetzte Remake aus Hollywood vereint zwar große Namen wie Johnny Depp und Angelina Jolie vor der Kamera, doch vor allem ebenjene bleiben sowas von ruhig und routiniert agierend, dass es sich anfühlt, als hätten sie nur das nötigste getan, um ihren 20 Millionen Dollar Check mitnehmen zu dürfen. Paul Bettany bleibt als Inspektor, der die Jagd auf einen geheimnisvollen Gentleman-Gangster anführt, weit hinter seinen enormen Fähigkeiten zurück und bekommt im Grunde kaum etwas zu tun, dasselbe gilt auch für den ehemaligen Bond-Darsteller Timothy Dalton (der zum Beispiel in Hot Fuzz vor 3 Jahren glänzte) oder den charismatischen Rufus Sewell, der so absolut gar nichts zu tun hat und nur wegen seines Namens dabei sein dürfte.

Die Geschichte ist es wirklich nicht wert, zweimal verfilmt zu werden, da machen die wunderschönen Bilder Venedigs auch nicht mehr viel aus. Überhaupt sind die Postkartenmotive der italienischen Touristenmetropole das mit Abstand interessanteste an von Donnersmarcks Film. Fast jeden Filmstill möchte oder könnte man sich als großformatiges Poster an die Wand hängen und dabei den locker-flockigen Tönen von James Newton Howard lauschen. Und dann kommt schon die Ernüchterung: Ohne große Höhepunkte, ohne jede Spannung und mit den laschesten Verfolgungsjagden seit langem (sogar Indiana Jones brachte es auf viel mehr Action und Tempo auf den Kanälen Venedigs - und das vor 20 Jahren!) plätschert der Film so vor sich her und kommt am Ende, wenn der wenig überraschende Twist laut ausgesprochen wird und man ein kleines bisschen interessiert sein könnte, zu einem abrupten und leicht dämlichen Ende.

Ein Wochenend-Trip nach Venedig ist spannender als The Tourist, und wenn man sich den Soundtrack auf den mp3-Player lädt hat man das beste des Films auch live vor Ort: die wunderschöne Stadt und die angenehme Musik - die einen ein wenig an Hitchcocks Über den Dächern von Nizza erinnern lässt. Womit wir wieder beim Originalfilm wären: Fluchtpunkt Nizza ist ja doch nur eine Art billiger Abklatsch des Hitchcock-Klassikers. Florian Henckel von Donnersmarks Werk ist demnach sogar das Remake des Abklatschs. Bleibt nur noch zu sagen: Geld sparen und lieber in Hitchcock investieren. Der Meister bietet definitiv mehr Charme und Unterhaltung mit einem weitaus attraktivieren und sympathischeren Duo: Cary Grant und Grace Kelly.
(ihi)

5/10

Trailer:


Kommentare