Filmkritik: The Place beyond the Pines

Ryan Gosling ist derzeit vermmutlich der gefragteste Jung-Star Hollywoods, vor allem was kontroverse und schwierige Rollen mit Hang zur Melodramatik betrifft. Und da liegt auch schon sein Problem, beziehungsweise eines der Probleme von The Place beyond the Pines. Gosling sieht aus wie in Drive, wie in Only God forgives, wie in The Ides of March. Und er spielt auch genauso. Dass er gut ist, hat er bewiesen, aber leider ähneln sich nicht nur seine Rollen, sondern auch mehr und mehr sein zurückhaltendes, zerbrechlich-selbstzerstörerisches Schauspiel. Die gleichen Mimiken, die gleichen Charaktereigenschaften. Und das tut weder Gosling noch seinen Filmen gut.

The Place beyond the Pines ist in drei Teile gesplittet. Im ersten verzweifelt der mittellose Motorrad-Stuntman (in Drive war er noch Auto-Stuntman) an seiner gescheiterten Existenz, erfährt, dass er einen Sohn mit seiner alten Flamme (Eva Mendes) hat und will ihr nun ein sorgenfreies Leben mit ihm an seiner Seite gönnen. Dumm nur, dass sie einen neuen Lover und er kein Geld hat, weswegen er beginnt, Banken auszurauben (was er in Drive auch gemacht hat) - und dass das nicht gut geht, war von Anfang an absehbar. 
Der zweite Teil des Films beginnt nun mit Bradley Cooper, der einen Cop spielt, der als Held gefeiert wird, seinen Dienst aber quittieren und in die Staatsanwaltschaft wechseln will. Korrupte Cops (hey, besetzen wir doch Ray Liotta, der spielt doch sonst fast nie korrupte Polizisten), ein Weltverbesserer wie Coopers Figur und schon läuft auch das Ende des Mittelteils aus dem Ruder. 
Nun folgt ein Zeitsprung: die Söhne von Coopers und Goslings Charakteren sind erwachsen und treffen aufeinander. Dass geht - oh Wunder - natürlich nicht gut, sondern endet viel mehr noch in einer Beinahe-Katastrophe. Auch hier bleibt kein Klischee aus: Die Teenanger konsumieren natürlich tonnenweise Drogen, Dealen, betrinken sich bis zur Besinnungslosigkeit, besorgen sich schwere Kanonen und feiern orgienartige Partys. 

Regisseur Derek Cianfrance gelingt es nicht, das leider doch recht durchsichtige und zu konventionelle Drehbuch intelligent oder abwechslungsreich zu inszenieren, stattdessen folgt hier ein Klischee dem nächsten und der Film ist mit seinen 140 Minuten auch einfach viel zu lang geraten. Während man Eva Mendes und Bradley Cooper wirklich sehr gerne zusieht, spielt Gosling einfach wieder seinen gängigen Rollentypus. Zudem ist Emory Cohen als Coopers Filmsohn unfassbar schlecht und der Klischee-Charakter par excellence.

Es hätte so viel mehr aus dem Stoff gemacht werden können, wenn man nicht auf so einfallslose Zutaten gesetzt hätte. Das Experiment, den Film zu dritteln und in jedem Teil eine andere Geschichte zu erzählen, ist auch nicht wirklich gelungen. Zu qualitativ unterschiedlich sind die drei Episoden. Als Kammerspiel zu ruhig, als Experimentalfilm zu gewöhnlich, als Familiendrama zu stereotypisiert. Es wirkt, als hätte Cianfrance zu viel gewollt - und am Ende zu wenig damit erreicht. The Place beyond the Pines ist bei Weitem kein schlechter Film - er ist nun aber auch einfach kein besonders guter. Dazu fehlt es doch an besonderen Momenten, an wahren Emotionen und an klugen Dialogen. So bleibt nur ein Hollywood-Drama, das mehr Schein als Sein ist.

Wer im Übrigen den Sinn des Filmtitels sucht, sollte es vielleicht mit Doc Brown versuchen:
"I remember when this was all farmland as far the eye could see. Old man Peabody owned all of this. He had this crazy idea about breeding pine trees."

★★★☆☆


Originaltitel: The Place beyond the Pines

Regie:

Darsteller:
Ryan Gosling ... Luke
Eva Mendes ... Romina
Bradley Cooper ... Avery
Ben Mendelsohn ... Robin
Rose Byrne ... Jennifer
Bruce Greenwood ...Bill Killcullen
Ray Liotta ... Deluca


USA 2013, 140 Min.
Studio Canal
Kinostart: 13.06.2013
FSK 12


Trailer:



Kommentare