Filmkritik: Grand Budapest Hotel


Wes Anderson ist ein Unikat. Der 45-jährige Texaner hat bislang acht Filme inszeniert - und schon nach den ersten beiden, Durchgeknallt und Rushmore, war Andersons Stil eindeutig erkennbar. Wie kein anderer Filmemacher kombiniert er eine oftmals fantasiereiche, überzogene Geschichte mit unglaublich schrägen, schrulligen Figuren und visuellen Außergewöhnlichkeiten. Knallbunte Bilder, verschiedene Bildformate, gezeichnete Hintergrundlandschaften, üppig ausgestattete Sets, starre Stativaufnahmen. Andersons Handschrift ist extravagant und unverwechselbar. Und natürlich reiht sich auch das mit Stars vollgestopfte Grand Budapest Hotel nahtlos in Andersons Œvre ein.
Anderson erzählt in fünf Episoden auf vier Zeitebenen die Geschichte des legendären Grand Budapest Hotels und dessen Manager M. Gustave (Ralph Fiennes) in der fiktiven Republik Zubrowka. Gustave erbt von der unter mysteriösen Umständen verstorbenen 84-jährigen Madame D. (Tilda Swinton) das unbezahlbare Gemälde Jüngling mit Apfel (eines ebenfalls fiktiven Malers), woraufhin sich eine wahnwitzige (und mörderische) Jagd entwickelt: Jeder will das Bild, und Gustave begibt sich mit seinem neuen Lobbyboy Zero (Tony Revolori) in ein wildes und verrücktes Abenteuer.

Es gibt so viele Figuren in Andersons Film, so viele Handlungselemente, Wendungen und Wirrspiele, dass der Zuschauer regelrecht überfordert wird - vor allem natürlich durch die visuelle Inszenierung. Die kräftigen, prallen Farben und die harten Kameraschwenks sorgen für einen unrealistischen, märchenhaften Ton, der von Alexandre Desplats tollem Score untermauert wird. In jedem Bild gibt es etwas zu entdecken, jede Einstellung ist gewissermaßen ein eigenes Gemälde. Diese Reizüberflutung ist mit Sicherheit für Anderson-Neulinge eine kleine Herausforderung, doch gerade das ist es einfach, was Grand Budapest Hotel so außergewöhnlich macht.

Natürlich ist vor allem Ralph Fiennes übertriebenes Slapstick-Schauspiel ein Gewinn für den Film, auch der junge Newcomer Tony Revolori passt perfekt in seine Rolle als Lobbyboy Zero. Die Ausstattung ist extravagant, die Kameraführung wie so oft bei Anderson geradezu minimalistisch - aber eben dennoch hervorragend.

Nach Moonrise Kingdom setzt Wes Anderson hier noch einmal eine Schippe drauf und schafft mit Grand Budapest Hotel ein außergewöhnliches Filmerlebnis, das vor Ideenreichtum nur so strotzt und ein wildes Vergnügen für's Auge darstellt.

★★★★☆


Originaltitel: The Grand Budapest Hotel

Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson & Hugo Guinness
inspiriert durch die Werke von Stefan Zweig
Kamera: Robert D. Yeoman
Musik: Alexandre Desplat

Darsteller:
Ralph Fiennes ... M. Gustave
F. Murray Abraham ... Mr. Moustafa
Mathieu Amalric ... Serge X.
Adrien Brody ... Dimitri
Willem Dafoe ... Jopling
Jeff Goldblum ... Deputy Kovacs
Harvey Keitel ... Ludwig
Jude Law ... Junger Autor
Tom Wilkinson ... Alter Autor
Bill Murray ... M. Ivan
Edward Norton ... Henckels
Saoirse Ronan ... Agatha
Jason Schwartzman ... M. Jean
Léa Seydoux ... Clotilde
Tilda Swinton ... Madame D.
Owen Wilson ... M. Chuck
Tony Revolori ... Zero
Florian Lukas ... Pinky
Bob Balaban ... M. Martin
Fisher Stevens ... M. Robin

USA/D/UK 2014, 100 Min.
20th Century Fox
Kinostart: 06. März 2014
FSK 12

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