Filmkritik: Die Tribute von Panem: Mockingjay - Teil 2

Das war es nun also. Das große, als "episch" und "von der ganzen Welt erwartet" angekündigte Finale der Die Tribute von Panem-Reihe: Mockingjay - Teil 2. Eins vorneweg: Francis Lawrences Film ist kein episches Werk. Aber immerhin ist ihm ein versöhnlicher Abschluss der Geschichte gelungen - wenn auch mit einigen Abstrichen und Mängeln.


Das Problem begann mit der im letzten Film schon unglücklichen Dramaturgie: Wie hier aus einem 400 Seiten Buch ein 260 Minuten langer (eben zweigeteilter) Film gemacht wird, grenzt schon an Peter Jacksons "Talent", den Hobbit zur Filmtrilogie auszuschlachten. Während der erste Teil nun also überaus handlungsarm und unspektakulär daher kam, setzt das Finale nun mitten in der Handlung ein lässt dem Zuschauer gar keine Chance, mit Hilfe einer Exposition erstmal in die Materie zurückzufinden. Wer also den Vorgänger nicht noch überaus präsent im Kopf hatte, wird hier erstmal kurz irritiert sein, findet aber spätestens dann wieder in die Geschichte, wenn Katniss (Jennifer Lawrence) und ihre Freunde begreifen, dass es nur einen Weg gibt, den Frieden für Panem zu bringen: Präsident Snow (Donald Sutherland) muss sterben.

Es mag Ironie sein, dass gerade nun mit Mockingjay - Teil 2 ein Film in die Kinos kommt, in dem es um Bombenattentate und Flüchtlingsfragen geht (man muss sich ja schon fast wundern, dass der Filmstart in Deutschland nicht verschoben wurde, wenn man sogar einen Tatort nicht ausstrahlt, der vermutlich nicht einmal annähernd so nah an der Thematik ist). Vor allem aber zeigt der Film, dass es im Krieg niemals nur Gut und Böse geben kann. Diese nicht vorhandene Schwarzweiß-Malerei wirkt deswegen schon fast erfrischend in einem Hollywood-Film, der dann allerdings wiederum etwas zur Übertreibung neigt und dem Zuschauer vor allem Katniss' emotionale Entscheidungen zu leicht gestaltet. Für den Zuschauer - vor allem den, der die Bücher nicht kennt -  ist es deswegen durchaus frustrierend, wie die Geschichte letztendlich ihr Ende findet - und manche Charaktere eiskalt abserviert.

Es wird natürlich - das gehört zu einem solchen Finale dazu - auch gestorben. Und obwohl das nicht selten der Fall ist, bleiben diese Momente meistens recht emotionslos. Zugegeben: Wirkliche Anteilnahme kam während der gesamten Filmreihe nicht auf. Wenn bei Herr der Ringe oder Harry Potter einer der Helden starb, flossen Tränen, trauerte man als Zuschauer noch wochenlang. Doch hier ist der Tod schon fast kühl und gleichgültig inszeniert. Ob das Absicht ist, bleibt leider etwas unklar, sicher ist nur: Eine wirkliche Bindung kam zu keiner der Figuren auf. Vielleicht liegt das wiederum an der drastischen Einstellung der Protagonisten: Hier wird über Tod und Mord, Bomben und Hinrichtungen gesprochen, als wäre es etwas Gutes. Beide Seiten schrecken vor nichts mehr zurück, die Parallelen zum Dritten Reich werden von Minute zu Minute stärker. Das ist natürlich eine klare Botschaft und auf seine Art auch durchaus konsequent - hält den Zuschauer aber eben auch immer stark auf Distanz zu seinen Helden.

Überaus störend waren im Übrigen die mutierten zombieartigen Wesen in der Kanalisation. Was um alles in der Welt haben die in dieser Geschichte zu suchen? Die Reihe, die bislang vom Kampf des diktatorischen Capitols gegen die unterdrückten Rebellen erzählt hat, bringt wie aus dem Nichts auf einmal irgendwelche Fantasy-Monster hervor. Die passen in die Maze Runner Handlung, aber hier waren sie einfach nur dermaßen Fehl am Platz, wirkten wie ein kompletter Fehlkörper in der Handlung und hatten auch keinerlei Hintergrund, der erklärt wurde. Klar: Diese Szenen im Untergrund waren tatsächlich die spannendsten des ganzen Films, wirklich gut inszeniert und mit einem tragischen Ausgang (was es umso schlimmer macht) - aber dennoch passen diese Kreaturen kein bisschen in das Gesamtbild Panems.

Letztendlich ist Die Tribute von Panem: Mockingjay - Teil 2 durchaus spannend und ereignisreich - also das, was Teil 1 zu vermissen ließ. Jennifer Lawrence kann zudem vor allem zum Ende hin zeigen, warum sie eine der angesagtesten Schauspielerinnen dieser Tage ist. Und dennoch kann auch der Abschluss der Filmreihe nicht auf ganzer Linie überzeugen - zu viele Kleinigkeiten passen nicht zusammen, zu unausgegoren wirkt auch das Ende, das dann nach über vier Stunden Mockingjay auf der Leinwand fast schon gehetzt wirkt. Ja: Irgendwie ist man nicht wirklich zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte, mit den Entscheidungen, die die Figuren getroffen haben. Der Epilog macht das nochmal deutlich: Irgendwie sind mir die Schicksale der Figuren egal. 

★★★☆☆


Originaltitel: The Hunger Games: Mockingjay - Part 2

Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Peter Craig & Danny Strong
basierend auf dem (halben) Buch von Suzanne Collins
Kamera: Jo Willems
Musik: James Newton Howard

Darsteller:
Jennifer Lawrence ... Katniss Everdeen
Josh Hutcherson ... Peeta Mellark
Liam Hemsworth .. Gale Hawthorne
Woody Harrelson ... Haymitch Abernathy
Donald Sutherland ... Präsident Snow
Philip Seymour Hoffman ... Plutarch Heavensbee
Julianne Moore ... Präsidentin Alma Coin
Willow Shields ... Primrose Everdeen
Sam Claflin ... Finnick Odair
Elizabeth Banks ... Effie Trinket
Mahershala Ali ... BoggsJena Malone ... Johanna Mason
Jeffrey Wright ... Beetee
Paula Malcomson ... Katniss' Mutter
Stanley Tucci ... Caesar Flickerman
Natalie Dormer ... Cressida
Elden Henson ... Pollux
Gwendoline Christie ... Commander Lyme
USA 2015, 137 Min.
StudioCanal
Kinostart: 19. November 2015
FSK 12

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