Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1 (Harry Potter and the deathly hallows - Part 1)

Regie:

Drehbuch:
Darsteller:
Daniel Radcliffe ... Harry Potter
Emma Watson ... Hermione Granger
Rupert Grint ... Ron Weasley
Alan Rickman ... Severus Snape
Ralph Fiennes ... Lord Voldemort
Helena Bonham Carter ... Bellatrix Lestrange

Ende in Sicht (von Ingo Hillenbrand)

Wo sind die Kinder mit Zauberstäben in den Händen, rot-gelb gestreiften Schals und aufgemalten blitzförmigen Narben auf der Stirn? Es ist ein bisschen ungewöhnlich, dass eine Filmreihe, die nun mehr knapp 10 Jahre am Laufen ist, keinen größeren und intensiveren Abschluss bekommt - von ihren Fans. Denn im Gegensatz zu denen hat sich Regisseur David Yates ins Zeug gelegt und mit dem ersten Teil des (um es kurz zu machen: aus Geldgier) zweigeteilten Finales von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes einen sehr unterhaltsamen, düsteren und nur ab und an langatmigen Film abgeliefert. Nach den eher leicht enttäuschenden Teilen 4, (phasenweise) 5 und 6 ist das nun wieder ein guter Schritt in Richtung magisches Erlebniskino, wie es 2004 Alfonso Cuaron mit dem Gefangenen von Askaban angestellt hatte. Es wird gezaubert, gebangt und gelacht. Allzu kitschige Teenieromanzen bleiben dem Zuschauer weitestgehend erspart und sogar Hauself Dobby nervt endlich mal nicht, sondern hat einen sehr schönen Auftritt.


Natürlich können die jungen Darsteller immer noch nicht wirklich gut schauspielern, vor allem Daniel Radcliffe enttäuscht erneut, doch Auftritte von solchen Ikonen wie Alan Rickman (sein Snape bleibt weiterhin meine Lieblingsfigur in der gesamten Filmreihe), Ralph Fiennes oder Helena Bonham Carter, die wirklich sehr gut agiert, machen das schnell vergessen. Inhaltlich ist es nun so, dass man als reiner Filmbetrachter, der die Bücher niemals gelesen hat, zunächst vor die schierige Aufgabe gestellt wird, innherhalb weniger Minuten unzählige neue Namen, Personen und Orte kennenzulernen, die man sich nun auch alle halbwegs merken sollte. Zudem werden viele Dinge angesprochen, die nur bei den Buchkennern Sinn ergeben. Solche kleinen Mankos muss man hinnehmen, auch wenn man das sicherlich besser hätte gestalten können. Ansonsten ist es eben die Teilung des siebten Buches, die dem Film zu schaffen macht: Am Ende wurde aus dem Buch ein fünfstündiges Monstrum, das zwangsweise viele sehr ruhige und überflüssige Momente hat.

Gerade im Mittelteil des Films, wenn Harry und Hermine im Wald sind, Ron verletzt ist und sie eines der Horkruxe von Voldemort zerstören wollen, passiert viel zu wenig. Dass genau hier die Pause (bei Kinovorführungen) eingebaut wurde, ist schon fast ironisch zu sehen. Und gerade als der Film dann wieder an Fahrt gewinnt und spannend wird - ist Schluss. Ansonsten gibt es viel zu staunen, vor allem optisch. Szenen wie die am Grab von Harrys Eltern sind magisch und atmosphärisch richtig gut gelungen, die Gestaltwandlung im Ministerium für Zauberei war nicht nur unterhaltsam, sondern auch saukomisch und das Ende ist durchaus sehr packend. Auch technisch ist der Film natürlich einwandfrei, vor allem Alexandre Desplats Score (basierend auf den Titelthemen des großen John Williams) bleibt positiv im Gedächtnis.

Ob die Zweiteilung Harry Potter und die Heiligtümer des Todes gut getan hat, möchte ich im Übrigen auch bezweifeln: Gerade mal rund 5 Millionen Besucher fanden am Ende den Weg ins Kino in Deutschland, in den USA wurden bis heute 270 Mio Dollar eingespielt (und damit weniger als die vorangegangenen drei Teile) und weltweit sogar "nur" 828 Mio (und damit weniger als alle anderen Filme bis auf Teil 3). Das Hick-Hack um die 3D-Konvertierung tat ihr Übriges, aber um eine 3D-Veröffentlichung von Teil 2 werden wir vermutlich wirklich nicht mehr rumkommen. Es ist ein bisschen schade, dass der im Großen und Ganzen wirklich gelungene siebte Film der Reihe in Deutschland so "untergeht", aber es war nach den enttäuschenden vorangegangenen Teilen irgendwie absehbar.
(ihi)

8/10

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