Filmkritik: 8 Namen für die Liebe

Wenn man denkt, es gäbe in Deutschland gewisse Vorurteile der Westdeutschen gegenüber der Ostdeutschen - oder umgekehrt -, sollte man sich erstmal in unseren Nachbarländern umsehen. Willkommen bei den Sch'tis avancierte in Frankreich mit über 20 Millionen Besuchern zum erfolgreichsten französischen Film aller Zeiten, das italienische Remake Willkommen im Süden und dessen Fortsetzung Willkommen im Norden spülten jeweils knapp 30 Millionen Euro in die Kinokassen und befinden sich ebenfalls in der Top 10 der erfolgreichsten italienischen Filme aller Zeiten. Und nun folgt mit Spaniens 8 Namen für die Liebe der nächste innerländische Konflikt zwischen zwei Regionen, den Andalusiern und den Basken - und wieder purzeln die Rekorde: 6,5 Millionen Besucher machen den Film zum erfolgreichsten spanischen Film aller Zeiten.

Und dabei ist die Handlung wie bei seinen filmischen Vorbildern so simpel wie einfallslos: Der mit übertriebenen Vorurteilen befangene Andalusier Rafa (Dani Rovira) verliebt sich in Sevilla in die Baskin Amaia (Clara Lago, Das verborgene Gesicht) und folgt ihr in ihre baskische Heimat. Von seinen Freunden gewarnt und in ständiger Angst, bei lebendigem Leib gefressen zu werden gerät er in ein Verwechslungsspiel mit Amaia und ihrem Vater Koldo (Karra Elejalde, Timecrimes), der wiederum einen unbändigen Hass auf Andalusier hat und Rafa für den baskischen Freund seiner Tochter hält. Dass das in einem heillosen Durcheinander enden muss, ist klar.

8 Namen für die Liebe macht aus seiner simplen Art keinen Hehl: Hier wird mit aller Macht versucht, aus Klischees und Vorurteilen Lacher zu generieren - und das gelingt sogar meistens ganz gut. Es gibt einige wirklich gute Einfälle (zum Beispiel als Rafa als frisch ernannter Anführer einer baskischen Demo inbrünstig "Bis zur Unabhängigkeit... und noch viel weiter!" brüllt und ein Baske daraufhin verwirrt fragt, ob das nicht aus Toy Story sei) und auch wenn man alles natürlich schon mal gesehen hat, sind die Figuren durchaus charmant und amüsant. Das liegt vor allem an der taffen Clara Lago und am herrlich grantig auftretenden Karra Elejalde, den man in Nacho Vigalondos Zeitreisethriller Timecrimes noch in einer gänzlich anderen Rolle sehen konnte.

Insgesamt ist der Film über weite Strecken unterhaltsam, ab und an vielleicht etwas zu bemüht und am Ende dann doch ein wenig zu sehr konstruiert, aber die schrägen Charaktere und das spanische Ambiente sorgen auf jeden Fall für einen unterhaltsamen Kinoabend bei heißen Temperaturen. Bleibt nur noch abzuwarten, wann die Deutschen mit einer Wessi/Ossi-Komödie nachlegen. Sie sollten sich auf jeden Fall beeilen, bevor die Italiener ihnen den Titel Willkommen im Osten wegschnappen.

★★★☆☆


Originaltitel: Ocho apellidos vascos

Regie: Emilio Martínez Lázaro
Drehbuch: Borja Cobeaga & Diego San José
Kamera: Gonzalo F. Berridi
Schnitt: Ángel Hernández Zoido
Musik: Fernando Velázquez

Darsteller:
Clara Lago ... Amaia
Karra Elejalde ... Koldo
Dani Rovira ... Rafa
Carmen Machi ... Merche
Aitor Mazo ... Pfarrer Inaxio
Alberto López ... Joaquín
Alfonso Sánchez ... Curro

ES 2014, 98 Min.
Alamode Filmverleih
Kinostart: 11. Juni 2015
FSK 6

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