Filmkritik: Minions

Die Minions. Das kleine, gelbe Völkchen von Vollidioten, die fast jeder auf diesem Planeten zu lieben scheint. Einschließlich mir. Doch man muss der Tatsache ins Gesicht sehen, dass alles herrlich Schräge und Lustige, das die Minions in den beiden Ich - Einfach unverbesserlich Filmen vorzuweisen hatten, nicht für einen ganzen eigenen Spielfilm reicht. Oder eher: Das Drehbuch reichte dafür in diesem Fall einfach nicht. Denn Brian Lynch hat in seinem Skript selbstredend eine Unmenge an großartigen Ideen untergebracht, viele urkomische Gags und Slapstick-Einlagen - aber am Ende ist es nicht mehr als das: Eine Aneinanderreihung von zusammenhangslosen (aber zweifelsohne höchst amüsanten) Tollpatschigkeiten von Bob, Stuart und Kevin, den drei Minions, die sich auf die Suche nach dem größten Schurken aller Zeiten machen.


Das ist besonders schade, da mit einer guten Geschichte sicherlich mehr drin gewesen wäre. Am Ende kannte man nämlich die Hälfte aller guten Szenen schon aus diversen Trailern - die andere Hälfte bestand aus weiteren Minion-Highlights und vor allem aus dem "Plot", der Scarlett Overkill betrifft - die Schurkendame, die Königin von England werden will. Das ist inhaltlich so dünn, dass es wirklich ärgerlich ist. Zugegeben: Auch die beiden Vorgänger mit Schurke Gru in der Hauptrolle und den Minions als Sidekick waren keine großen Erzähl-Schwergewichte. Aber sie machten die Minions wenigstens noch zu etwas Besonderem. Hier allerdings besteht irgendwann schon fast die Gefahr, eine gewisse Abnutzung hervorzurufen.

Vielleicht ist es einfach besser, keine Spinoff-Filme von beliebten Sidekicks zu machen. Man stelle sich vor, es gäbe einen eigenen Film für Scrat aus Ice Age oder Olaf aus Die Eiskönigin. Oder noch schlimmer: von Jar Jar Binks. (Was man beim aktuellen Spinoff-Trend Disneys vielleicht lieber nicht zu laut sagen sollte.) Keine Frage - man lacht hier viel und laut: Vor allem der zuckersüße Bob, den man einfach pausenlos knuddeln möchte, ist einfach nur großartig. Doch Scarlett Overkill ist eine erschreckend unsympathische, langweilige Figur. Gru dagegen war irr(witzig), charmant und einfach nur schräg wie seine gelben Helfer. Auch das Finale mit einem übergroßen Minion erinnert mehr an eine Mischung aus Ghostbusters und Liebling, wir haben ein Riesenbaby und lässt ein wenig vom gelben Minion-Charme vermissen.

Aber wenn man sich an den Trailern im Vorfeld noch nicht satt gesehen hatte und einfach nur Spaß an den schrägen Männchen haben will ist Minions der perfekte Sommerfilm für die ganze Familie. Den Tiefgang und die erzählerische Komplexität eines Pixar-Films beispielsweise sollte man aber nicht erwarten. 

★★★☆☆


Originaltitel: Minions

Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin
Drehbuch: Brian Lynch
Schnitt: Claire Dodgson
Musik: Heitor Pereira

Darsteller:
Sandra Bullock ... Scarlett Overkill
Jon Hamm ... Herb Overkill
Michael Keaton ... Walter Nelson
Allison Janney ... Madge Nelson
Steve Coogan ... Professor Flux / Tower Guard
Jennifer Saunders ... Die Queen
Geoffrey Rush ... Erzähler
Steve Carell ... Junger Gru
Pierre Coffin ... Die Minions
Hiroyuki Sanada ... Sumo Bösewicht

USA 2015, 91 Min.
Universal Pictures / Illumination Entertainment
Kinostart: 2. Juli 2015
FSK 0

Trailer:

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