Vincent will Meer

Regie:
Ralf Huettner

Drehbuch:
Florian David Fitz

Darsteller:
Florian David Fitz ... Vincent
Karoline Herfurth ... Marie
Heino Ferch ... Vincents Vater
Katharina Müller-Elmau ... Dr. Rose
Johannes Allmayer ... Alexander
Karin Thaler ... Monika

Kritik:

Ein guter Film braucht vor allem ein tolles Drehbuch, überzeugende Darsteller und eine passende Atmosphäre. Ein sehr guter Film hat dann noch urkomische Dialoge, ernstere Töne, tolle Musik, wunderschöne Bilder und das gewisse Etwas. Vincent will Meer ist so ein sehr guter Film, denn er bietet all das.

Florian David Fitz liefert mit seinem Drehbuchdebüt eine wunderschöne Geschichte über Träume und Freundschaft basierend auf einem sehr ernsten Thema. Die drei Außenseiter Vincent (Tourette-Syndrom), Marie (Magersucht) und Alexander (Zwangsneurose) stehlen das Auto einer Ärztin des Heims, in dem sie leben und machen sich auf den Weg nach Italien, ans Meer. Dabei kommen ihnen zunächst Geldmangel, Vincents Vater und die Ärzting Dr. Rose in die Quere, zum Schluss stehen sie sich dann selber gegenüber und müssen lernen mit sich selbst, mit anderen und vor allem mit ihrer Krankheit umzugehen.

Niemals niveaulos sondern immer feinsinnig und mit viel Humor erzählt Fitz seine Geschichte, die Regisseur Ralf Huettner sehr schön in Szene setzt. Dabei wurde nicht nur auf die ruhige Entwicklung der Figuren geachtet, sondern auch auf die Szenerie um sie herum. Die Reise durch die Alpen bis ans italienische Mittelmeer ist wunderschön bebildert, im Cinemascope noch schöner anzusehen und mit toller Musik untermalt. Das Gefühl der Freiheit kommt direkt an, wenn die drei ungleichen Ausreißer auf dem Gipfelkreuz eines Berges mitten in den Alpen sitzen und die Kamera luftig um sie herumkreist.

Neben Fitz als junger Mann mit dem nicht bremsbaren Ausrufen von Gefühlen und Gedanken - überwiegend von Wörtern wie Fotze in Vincents Fall - in den unpassendsten Momenten überzeugen auch alle anderen Darsteller restlos: Karoline Herfurth spielt die magersüchtige Marie vor allem am Ende hin sehr gut (auch wenn sie gar nicht so übermäßig abgemagert aussah, nimmt man mal das derb geschminkte Gesicht außen vor), Johannes Allmayer hat die mit Abstand meisten (und besten) Lacher auf seiner Seite als zwangsneurotischer Zimmergenosse Vincents und Heino Ferch spielt ebenfalls seine komödiantische Seite aus - und das ebenfalls mehr als gelungen. Ein sympathischer, überzeugender Cast, der die Geschichte absolut überzeugend und unterhaltsam macht.

Dass der Film auch ruhige und vor allem ernste Töne anschlägt, zeigt er vor allem in der letzten halben Stunde, und sie sind durchaus sinnvoll, wenn nicht sogar notwendig in diesem Fall. Denn bei allem Humor sollte man nicht vergessen, dass es sich hier um drei ernstzunehmende Krankheiten handelt. So gesehen ist Vincent will Meer eine humorvolle Krankheitsstudie, ein sympathischer Road Trip, ein Freundschaftsbeweis und alles in allem ein wunderschöner Film, der vielleicht an ein, zwei Stellen etwas gekürzt hätte werden können, aber nichtsdestotrotz ein schönes filmisches Vergnügen und damit der schönste und beste deutsche Film seit langer Zeit geworden ist.

8/10

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