I love you Phillip Morris

Regie + Drehbuch:
Glenn Ficarra & John Requa

Nach dem Buch von:
Steve McVicker

Darsteller:
Jim Carrey ... Steven Russell
Ewan McGregor ... Phillip Morris
Leslie Mann ... Debbie
Rodrigo Santoro ... Jimmy Kemple
Antoni Corone ... Lindholm


Kritik:

Diese Geschichte ist wirklich passiert. Ganz wirklich. Ein eindeutiger, klarer Hinweis, der dem Zuschauer am Anfang von I love you Phillip Morris mit auf den Weg gegeben wird. Warum diese Deutlichkeit? Das erfährt man im Laufe des Films und vor allem in den letzten Minuten mag man es gar nicht mehr glauben. Und wäre das nicht alles wirklich passiert, würde man auch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und die Drehbuchautoren für so viel Dreistigkeit und Geschmacklosigkeit verfluchen. Aber es ist nun mal wirklich – mehr oder weniger – so geschehen.

Der Familienvater Steven Russell (Jim Carrey in einer Rolle, die zum einen aus Kasper und zum anderen aus ruhigem Mimen besteht) merkt eines Tages, dass er schwul ist, verlässt seine Frau und lebt ein extrem kostspieliges Leben. Um sich das leisten zu können beginnt er Versicherungen und Firmen zu betrügen, gibt sich als Anwalt aus und landet schließlich schwer verletzt im Krankenhaus und direkt danach im Gefängnis. Dort trifft er auf den blonden und blauäugigen Phillip Morris (großartig wie immer: Ewan McGregor) – und verliebt sich in ihn.

Was klingt wie eine platte Schwulenkomödie ist in Wirklichkeit der vielleicht romantischste Film des Jahres. Und auch das ist die reine Wahrheit. Denn von nun an ist der Film nicht nur Komödie sondern vielmehr Tragikomödie. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ziehen die beiden Verliebten zusammen, doch ihr Leben geht turbulent weiter: Steven kann nicht aufhören, andere Menschen zu betrügen und verschafft sich einen lukrativen Job in einer großen Firma, während er Phillip belügt. Dass das nicht gut geht, zeigt der Verlauf der Geschichte: Wieder landen beide – Phillip zu Unrecht sogar – im Gefängnis und das Drama nimmt seinen Lauf. Voneinander getrennt schmuggelt sich Steven immer wieder aus dem Knast, doch auch die fragwürdigsten Methoden bringen ihn letzten Endes immer wieder hinter Gitter.

Vor allem in der zweiten Filmhälfte nehmen die ruhigeren und ernsteren Momente zu und gerade hier zeigt sich auch wieder, dass Ewan McGregor ein begnadeter Schauspieler ist – und hier Jim Carrey haushoch überlegen ist. Wobei der seinen Job gar nicht mal schlecht macht. Das Ding ist nur, man kauf McGregor einfach alles ab. Er könnte einen Baum spielen, er würde es perfekt und glaubhaft hinbekommen. Und genau deswegen schafft er es auch, dass die Szenen zum Ende hin wirklich herzergreifend sind und jegliche Klischees überbrücken. Man vergisst nicht nur, dass sich hier – für einen Hollywoodfilm durchaus ungewöhnlich – zwei Männer lieben, man kauft ihnen (und vor allem eben McGregor) diese Liebe auch ab.

Und so schafft es das Autoren/Regieduo Glenn Ficarra und John Requa einen ernstzunehmenden, liebevollen Film zu inszenieren, der mal zum Schreien komisch ist, nur um dann wieder traurig und ernst zu werden. Eine Mischung, die funktioniert und die vor allem von der Chemie zwischen den beiden Darstellern lebt. Überhaupt sind die beiden sowieso schon ein recht ungewöhnliches Leinwandpärchen – der US-Komiker und der britische Charaktermime.

I love you Phillip Morris hebt sich somit klar und eindeutig von Filmen wie Chuck und Larry ab, da er nicht nur eine wahre, sondern auch eine ernste Geschichte erzählt,die dabei so romantisch sein kann, wie es bei weitem nicht jede „normale“ romantische Komödie schafft.

7/10

Trailer:

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