Filmkritik: Pride

Wenn es jemand versteht, Geschichten aus der Arbeiterklasse herzergreifend und lebensfroh zu erzählen, dann sind es die Briten. Ob Ganz oder gar nicht, Billy ElliotBrassed off oder Made in Dagenham - aus dem Vereinigten Königreich kommen in dieser Hinsicht eine ganze Reihe großartiger Feel-Good-Movies. Und auch Pride ist so ein Film. Herzerwärmend, packend, ehrlich und menschlich - und vor allem sehr, sehr komisch.

Ein kleine Gruppe von Lesben und Schwulen aus London hat es sich zur Aufgabe gemacht, die streikenden Bergarbeiter eines kleinen walisischen Provinzkaffs finanziell zu unterstützen. Doch als sie in Wales ankommen, sind nur eine Hand voll Menschen bereit, die Großstadt-Jünglinge zu akzeptieren. Der Großteil schämt sich entweder, oder ist ganz und gar erbost darüber, sich von den "Perversen" helfen zu lassen. Denn das Jahr ist 1984 - und Homosexualität in der Öffentlichkeit noch ein äußerst heikles Thema.

Der Film, der tatsächlich auf wahren Begebenheiten basiert, ist von der ersten Minute an ein Fest von guter Laune und Menschlichkeit. Das liegt zum einen am tollen Drehbuch von Neuling Stephen Beresford, das den richtigen Grad zwischen Rührseligkeit, Drama und britischem Humor findet, zum anderen aber natürlich auch an dem großartigen Cast britischer Talente: Zu den walisischen Unterstützern der LGSM (Lesbians and Gays support the miners) zählen Größen wie Bill Nighy (Tatsächlich... Liebe), Paddy Considine (Das Bourne Ultimatum) und Imelda Staunton (Harry Potter), die ganz offensichtlich besonderen Spaß an ihrer Rolle hatte. Der sympathische Ben Schnetzer (Die Bücherdiebin, The Riot Club) spielt den kreativen Kopf der LGSM, Dominic West  (The Wire) und Andrew Scott (Sherlock) sind ein herrlich liebenswertes Pärchen und George MacKay (Sunshine on Leith, How I live now) der Neuling in der Gruppe, der sich selbst erstmal finden muss. Ein weiterer wesentlicher Pluspunkt des Films ist der Soundtrack: Von Bronski Beat über Dead or Alive hin zu Billy Braggs Arbeitersong "There is Power in the Union" gibt es hier allerhand großer Hits aus den 80er Jahren, die dem Film seinen ganz eigenen Charme verpassen.

Pride schafft es, den Zuschauer von Beginn an an seine äußerst sympathischen Figuren zu binden, was mehr als einmal dazu führen wird, dass man sich dabei entdeckt, feuchte Augen zu bekommen. Der wundervolle Cast, das schöne Drehbuch und der tolle Soundtrack tun ihr Übriges, um Matthew Warchus ersten Kinofilm seit 15 Jahren (er ist eigentlich Theater- und Musical-Regisseur) zum bislang schönsten Film des Jahres zu machen.

★★★★★


Originaltitel: Pride

Regie: Matthew Warchus
Drehbuch: Stephen Beresford
Kamera: Tat Radcliffe
Musik: Christopher Nightingale

Darsteller:
Bill Nighy ... Cliff
Paddy Considine ... Dai
Imelda Staunton ... Hefina
Dominic West ... Jonathan
George MacKay ... Joe
Andrew Scott ... Gethin
Ben Schnetzer ... Mark


UK 2014, 120 Min.
Senator Film
Kinostart: 30. Oktober 2014
FSK 12

Trailer:

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