Filmkritik: The Riot Club

In einer der ältesten Universitäten der Welt, im britischen Oxford, gibt es einen exklusiven Club, dem nur zehn junge Männer beiwohnen dürfen: Sie sind die reichsten der Reichen, und gleichzeitig auch die unverschämtesten, wildesten und zügellosesten Studenten des Landes. Sie nehmen keine Rücksicht, können "arme Menschen" nicht leiden und ziehen bei jeder Gelegenheit über die Stränge. Als der zurückhaltende Miles (Jeremy Irons' Sohn Max aus Red Riding Hood, der wie ein junger Simon Baker aussieht) als neues Mitglied aufgenommen wird, freut er sich zunächst noch über diese exklusive Ehre, die ihm zuteil wird. Doch schon bald merkt er, dass seine Club-Kameraden kein Pardon, keine Grenze, kein "nein" kennen.

Lone Scherfig (An Education) gelingt es zweifellos, die jungen Männer als unglaublich arrogante, verwöhnte Bengel darzustellen, die den Hass des Zuschauers quasi direkt anziehen. Je weiter die Filmhandlung voranschreitet, desto mehr ist man von den Taten und Aussagen der jungen Studenten angewidert, desto mehr entwickelt man einen Zorn auf die Figuren. Die einzige Ausnahme unter den zehn Club-Mitgliedern bildet dabei Max Irons' Miles, der hilflos und unsicher alle über sich ergehen lässt, was der hinterhältige, fiese Alistair (Sam Claflin, Die Tribute von Panem), auch neu im Club, ausheckt, um den anderen Frischling auszustechen.

Doch nicht nur Miles muss leiden, vor allem die Frauen kommen nicht wirklich gut weg. Miles Freundin Lauren (Holliday Grainger, Große Erwartungen) wird unter falschem Vorwand in ein Meeting des Clubs zitiert und dort fast von den Jungs vergewaltigt, nachdem eine engagierte Escort-Dame (Natalie Dormer, Game of Thrones) keinen Oralverkehr mit allen zehn Jungs haben will und davonzieht. Und dann ist da noch die Tochter eines Pub-Inhabers, Rachel (Jessica Brown Findlay, Downton Abbey), die versucht, den reichen jungen Männern so etwas wie ein Gewissen zu verabreichen - was natürlich gehörig schief geht. Denn am Ende des Abends im Pub wird nichts mehr so sein, wie es vorher einmal war.

Man merkt vor allem an besagter Pub-Sequenz, die gut und gerne 30 Minuten einnimmt, dass der Film auf einem Bühnenstück basiert. Es gibt kaum Sets (außer in dem Pub spielt der Film fast ausschließlich an der Universität und in Miles Studentenzimmer), dafür intensivere, längere Szenen. Vor allem im Pub spitzt sich die Lage regelrecht zu und man wartet im Grunde die ganze Zeit darauf, dass die Anspannung der Explosion nachgibt und alles in sich zusammen bricht.

Am Ende hasst man fast jeden Charakter des Riot Club, was natürlich für die Charakterdarstellung spricht, aber irgendwie auch ein frustriertes Seherlebnis nach sich zieht. Denn im Grunde braucht Scherfig eine Stunde, bis die große Pub-Szene dann das Kartenhaus zusammenfallen lässt - und bis dahin ist der Film nicht immer auf dem Niveau, das er in der letzten halben Stunde erreicht hat. Darstellerisch lässt sich nichts bemängeln, ein Dutzend junger, meist britischer Schauspieler gibt sich hier die Ehre - und wird in naher Zukunft mit Sicherheit wieder von sich hören lassen.

★★★☆☆


Originaltitel: The Riot Club

Regie: Lone Scherfig
Drehbuch: Laura Wade nach ihrem eigenen Bühnenstück
Kamera: Sebastian Blenkov
Musik: Kasper Winding

Darsteller:
Max Irons ... Miles Richards
Sam Claflin ... Alistair Ryle
Douglas Booth ... Harry Villiers
Ben Schnetzer ... Dimitri Mitropoulos
Holliday Grainger ... Lauren
Jessica Brown Findlay ... Rachel
Natalie Dormer ... Charlie
Tom Hollander ... Jeremy

UK 2014, 107 Min.
Prokino Filmverleih
Kinostart: 9. Oktober 2014
FSK 12

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