Filmkritik: Return of the First Avenger

Superhelden gibt es wie Sand am Meer. Batman, Superman oder die Watchmen, die X-Men, Iron Man, Hulk, Thor oder Captain America. Sie alle sollen die Menschheit vor dem Bösen beschützen, sollen uns retten und erlösen. Das machen sie seit Jahrzehnten schon in unzähligen Comicgeschichten und vor allem in den letzten Jahren auch wieder ständig auf der großen Leinwand. Ein Ende ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Die X-Men vereinen sich schon wieder, die Avengers ebenfalls, Superman gibt es auch in einem neuen Gewand, ebenso Spider-Man. Dank den beiden Comic-Giganten MARVEL und DC werden uns in den nächsten Jahren noch dutzende andere, dann auch immer mehr unbekanntere Comichelden im Kino beschützen, Kevin Feige sprach jüngst davon, seine MARVEL Studios wollen in den nächsten Jahren gerne 3-4 Superhelden-Filme pro Jahr produzieren. Überdrüssig wird der Zuschauer ihnen bislang jedenfalls noch nicht. Und zur großen Überraschung nehmen die Filme auch nicht stetig an Qualität ab - und das hätten sie durchaus tun können, da es einige großartige Comic-Verfilmungen von The Dark Knight hin zu Watchman oder X-Men: Erste Entscheidung gibt.

Return of the First Avenger, oder wie er in den USA eigentlich heißt: Captain America: The Winter Soldier, hat die angenehme Gabe, ebenfalls ein kleines Highlight unter den Comicfilmen darzustellen. Mit den oben genannten tollen Werken kann auch er nicht mithalten, aber innerhalb der jüngeren MARVEL-Verfilmungen sticht er doch ein wenig heraus - was vor allem deswegen überrascht, da der erste Solofilm mit dem Captain doch eher nur Mittelmaß war. Zu allererst einmal sollte Hauptdarsteller Chris Evans gelobt werden: Er ist mittlerweile an einem Level angekommen, dass eines Superhelden würdig ist. Evans verleiht Steve Rogers alias Captain America eine gehörige Portion Charme und Humor, der schon sage und schreibe 5 Sekunden nach Filmbeginn ein volles Kino zum Lachen bringt. Da führt er eine Liste mit Dingen, die er seit seinem "Winterschlaf" vom Zweiten Weltkrieg an verpasst hat: Star Wars steht drauf, Star Trek auch. Nirvana will er hören, in einer Disco tanzen und Thai Food essen.
Zu seiner Unterstützung hat der Captain diesmal gleich mehrere Helfer, die ihm nicht nur mit ihrem Leben, sondern auch mit ihren bissigen Kommentaren zur Seite stehen: Anthony Mackie tritt hier erstmals im MARVEL-Universum als Sam Wilson alias The Falcon auf und wird sicherlich noch in weiteren Filmen zu sehen sein. Sein Kriegsveteran ist voller cooler Sprüche, die glücklicherweise niemals plump, sondern immer mit einem guten Timing eingesetzt werden. Das i-Tüpfelchen des Films ist allerdings Scarlett Johansson, die als Black Widow hier ein ziemlich große Rolle einnimmt und durch Kampfkunst und Liebestipps für den Captain von großer Bedeutung für ebenjenen ist. Und dann wären da noch Samuel L. Jackson als Nick Fury, der ebenfalls eine größere und wichtigere Rolle als in den bisherigen Filmen spielt und Oscar-Preisträger Robert Redford, der hier erstmals auf Blockbuster-Terrain schlittert - und das mit 77 Jahren.

Der Film fängt flott an und hat erfrischender Weise keine Durchhänger, doch ist es mal wieder die Backstory, die auch diesen Captain America Film ein wenig kleinkariert erscheinen lässt: Die im ersten Teil thematisierte NAZI-Gruppierung Hydra hat S.H.I.E.L.D. - Heim und Arbeitsplatz unserer MARVEL-Helden - infiltriert. Soviel sei vorweg verraten, und das vor allem deswegen, um auf das kleine, aber nicht unbedeutende Problem des Films zurückzukommen: Nazis. Da sind sie wieder, die bösen Klichee-Deutschen, die auch im 21. Jahrhundert noch ein Wörtchen in der Weltgeschichte mitreden wollen. Ich bin immer noch der Meinung, man hätte die Nazis bei Indiana Jones lassen und im MARVEL-Filmuniversum etwas kreativere Ideen ausgraben können. Die Comics stammen aus einer Zeit, in der das Dritte Reich noch Gegenwart war, doch muss man in einem Comicfilm-Blockbuster im 21. Jahrhundert immer noch auf Hitler zurückgreifen?

Davon abgesehen ist Return of the First Avenger ein sehr unterhaltsamer, spaßiger und actiongeladener Film, der Dank seines richtig gut aufgelegten Darsteller-Ensembles wesentlich besser abschneidet als sein Vorgänger und zweifelsohne zu den besten MARVEL-Verfilmungen zählt. Und es tut gut, einen Robert Redford in einem Superhelden-Film zu sehen. Dass man das noch erleben durfte, ist eine Freude genug und Grund alleine, falls nicht schon längst geschehen, den Weg in die Comic-Filmwelt zu wagen.

★★★★☆


Originaltitel: Captain America - Winter Soldier


Darsteller:
 ... Steve Rogers / Captain  America
 ... Natasha Romanoff / Black Widow
 ... Sam Wilson / The Falcon
 ... Bucky Barnes / Winter Soldier
 ... Maria Hill
 ... Nick Fury
 ... Alexander Pierce
 ... Brock Rumlow / Crossbones
 ... Sharon Carter / Agent 13
 ... Arnim Zola
 ... World Security Council Member
 ... World Security Council Member

USA 2014, 136 Min.
Disney
Kinostart: 27.03.2014
FSK 12

Trailer:

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