In meinem Himmel (The Lovely Bones)

Regie:
Peter Jackson

Drehbuch:
Peter Jackson, Philippa Boyens & Fran Walsh
nach dem Roman von Alice Sebold

Darsteller:
Saoirse Ronan ... Susie Salmon
Stanley Tucci ... George Harvey
Mark Wahlberg ... Jack Salmon
Rachel Weisz ... Abigail Salmon


Kritik:

Als ich zum ersten Mal die Ankündigung zu Peter Jacksons neuem Kinoprojekt, dem Nachfolger von King Kong, hörte, musste ich erstmal gründlich recherchieren, was genau denn The Lovely Bones nun ist. Die Romanvorlage von Alice Sebold erzählt die Geschichte von Susie Salmon ("Lachs, wie der Fisch"), die im Dezember 1973 von einem unscheinbaren Nachbarn ermordet wird. Wo andere Geschichten enden, fängt diese allerdings erst an: Aus "ihrem Himmel", der aber gar nicht der wirkliche Himmel ist, sondern eine Art Zwischenwelt, beobachtet sie ihre Familie, ihre Freunde und ihren Mörder und sieht so ihre ehemals heile Welt in tausend Teile zerbrechen. Wie im Buch, weiß man auch in Jacksons Verfilmung von Anfang an, wer der Mörder des Mädchens ist. Es geht nicht um das "Wer", auch nicht darum, den Täter zu fassen (im Buch noch weniger als im Film). In meinem Himmel ist ein Familiendrama, ein Chronik gewissermaßen, die im Film allerdings leider längst nicht so ergreifend rüberkommt, wie im Buch. Jackson, seine Frau Fran Walsh und Herr der Ringe - Co-Autorin Philippa Boyens haben die Vorlage dahingehend umgestaltet, dass sie sich auf die ersten 24 Monate nach dem Mord an Susie Salmon konzentrieren - der Film endet zeitlich gesehen quasi dort, wo das Buch in die zweite Hälfte geht. Die Ehekrise wird nur am Rande (und als sehr gleichgültig) erwähnt, die Affäre der Mutter weggelassen, die schwere Verletzung des Vaters kaum relevant dargestellt, die Beziehung der Kinder zu den Eltern mehr oder weniger außen vor gelassen und das Leben und die Geschichte von Susies Schwester Lindsey (und ihrem Freund) oder ihrer Mitschülerin Ruth entfällt entweder ganz oder bleibt ebenfalls allenfalls angeschnitten zurück. Einige der Kürzungen gehen absolut in Ordnung, manches allerdings hätte man durchaus noch in den Film mit einbauen können. Das gänzlich andere Ende war dagegen überraschend gelungen.

Schauspielerisch überzeugt vor allem Stanley Tucci als durchtriebener Mörder und Kinderschänder (auch wenn man die im Buch detailliert geschilderte Vergewaltigung im Film nicht zu sehen bekommt), doch auch die Jungdarstellerinnen Saoirse Ronan (Susie) und Rose McIver (Lindsey) sind sehr überzeugend und tragen gewissermaßen den Film auf ihren Schultern. Denn auch wenn Susan Sarandon (die sehr gut aufgelegt ist), Mark Wahlberg und Rachel Weisz die Erwachsenen der Salmon Familie spielen, haben sie im Grunde keine Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Vor allem Wahlberg und Weisz bleiben recht blass und sind nicht mehr als ein namhafter Bonus, den man durch jeden anderen x-beliebigen Darsteller hätte austauschen können. Das ist gewissermaßen schade, aber auch nicht weiter verwunderlich: Es geht nunmal um Susie, die vor allem in ihrer Schwester weiterlebt, da diese das Leben hat, das Susie niemals bekommen wird.

Visuell ist In meinem Himmel - wie zu erwarten und gewohnt bei Peter Jackson - sehr gelungen. Susies "Himmel" bietet einen fantasievollen Traumort, mit gigantischen Rosen, die ihre Blüten unter einem See aus Eis entalten, Bäume, dessen Blätter Vögel sind und Berge, die sich dorthin schieben, wo man sie haben möchte. Auch die Musik von Brian Eno ist sehr schön, ebenso die Bilder von Oscarpreisträger Andrew Lesnie.

Man könnte dem Film nun ankreiden, er hätte zu viele große Namen unnötigerweise vor der Kamera versammelt oder das Drehbuch hätte sich noch etwas mehr auf die Familiengeschichte als solche konzentrieren können - das ändert aber nichts daran, dass In meinem Himmel ein im Großen und Ganzen gelungener Film ist, der unterhält und durchaus auch an einigen Stellen fesselt, aber gemessen an den Erwartungen, den großen Namen der Beteiligten und der Tatsache, dass man doch immer recht distanziert zu den Figuren bleibt, auf höherem Niveau leicht enttäuscht.

7/10

Trailer:

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