Up in the Air

Regie:
George Clooney ... Ryan Bingham
Vera Farmiga ... Alex Goran
Anna Kendrick ... Natalie Keener
Jason Bateman ... Craig Gregory
J.K. Simmons ... Bob


Kritik:

Wer zwei so tolle Filme wie Thank you for smoking und Juno zu verantworten hat, dem muss man im Grunde schon eine Art Arbeitsfreiheit geben - und die benötigt Jason Reitman gar nicht. Denn auch in Up in the Air bleibt er sich treu und legt nicht nur seinen dritten hervorragenden Film in Folge vor, sondern auch einen weiteren Beweis dafür, dass er jetzt schon seinen eigenen Stil vorzuweisen hat. Reitmans Filme sind ruhig und sie legen großen Wert auf Musik. Ihre Figuren sind bisweilen kauzig, exzentrisch, schräg, abnormal oder Einsiedler.

Diesmal dreht sich die Geschichte (vor allem) um Ryan Bingham - gespielt vom hervorragend aufgelegten und wundervollen George Clooney -, einen Vielflieger dank seines Jobs: Er fliegt durch die Staaten von Stadt zu Stadt um Menschen darüber zu informieren, dass sie soeben ihren Job verloren haben, sprich: gefeuert wurden. Die tut er im Auftrag der jeweiligen Firma des nun Arbeitslosen und sieht darin nur einen Job ohne sich weiter Gedanken zu machen. Auch und vor allem über den Sinn des Lebens und die Liebe macht er sich keinerlei Gedanken - und das wird ihm, soviel sei verraten, am Ende natürlich zum Verhängnis.

Verhängnis mag dramatisch klingen, in Wirklichkeit aber ist Up in the Air eine wunderschöne, ruhige Komödie mit einer durchaus emotionalen zweiten Filmhälfte - wird dabei aber zu keinem Zeitpunkt kitschig oder aufdringlich. Reitman und sein Co-Autor Shedon Turner verstehen es, ihre Geschichte gradlinig und ohneunnötige oder zu penetrante Nebenplots zu erzählen, was man in diesem Fall durchaus als Kompliment sehen sollte. Die Geschichte konzentriert sich auf ihr Thema und ihren Hauptcharakter, nur einmal weicht man kurz ab auf Binghams junge Arbeitskollegin Natalie (toll gespielt von Anna Kendrick) um einen Einblick auf ihre Figur zu bekommen. Doch auch das dient der Entwicklung von Bingham auf seine Weise. Sah er bislang sein Leben als vollkommen an - er fliegt über 300 Tage im Jahr, besitzt keine Wohnung, keine Erinnerungsstücke, hat keine Frau oder Freundin und hat seine Schwestern jahrelang nicht mehr gesehen - tritt mit einem Mal eine Veränderung in sein Leben: Eine Frau. Alex (dargestellt von der wunderbaren Vera Farmiga) ist scheinbar wie er: Vielfliegerin, nicht an einer festen Beziehung interessiert, auf Spaß aus. Als Bingham am Ende sein großes Ziel erreicht hat - nämlich 10 Millionen Bonusmeilen... - merkt er, dass sein Leben nicht so vollkommen und perfekt ist, wie er immer dachte.

Es gibt nicht viel auszusetzen an Up in the Air. Der Film unterhält von der ersten Minute an, alle Darsteller sind sehr gut, die Musik (wie bei Reitman eben gewohnt) toll und die Dialoge sind ebenfalls gelungen, mal frech, mal nachdenklich, mal traurig. Dennoch fehlt am Ende das gewisse Etwas, dass den Film noch einen Tick besonderer macht. Reitmans dritter Film ist nicht weniger lustig als seine beiden Vorgänger. Und dennoch ist der Film nochmal eine Spur behutsamer, vielleicht auch, weil das Thema nicht das einfachste ist in Zeiten der Wirtschaftskrise, die hier durchaus thematisiert wird. Und weil er ehrlich und realistisch die Probleme seiner Figuren behandelt, die nicht so schräg sind wie in seinen beiden vorherigen Filmen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur der subjektive Eindruck, den der Zuschauer entwickelt, wenn er Ryan Bingham alleine am Flughafen stehen sieht und sich über sein eigenes Leben Gedanken macht und sich fragt, was man selber in seinem Leben eigentlich noch alles erreichen möchte. Also irgendwie doch keine "leichte" Kost. Aber wer will bei Teenanger-Schwangerschaft schon von einem "leichteren" Thema sprechen?

7,5/10

Trailer:

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