Briefe an Julia (Letters to Juliet)

Regie:

Drehbuch:

Darsteller:
Amanda Seyfried ... Sophie
Gael García Bernal ... Victor
Christopher Egan ... Charlie
Vanessa Redgrave ... Claire
Franco Nero... Lorenzo Bartolini

Kritik:

Romantische Komödien in Italien oder Frankreich zu drehen wird in Hollywood immer beliebter. Dazu bedient man sich auch gerne mal europäischer Literature, Kultur und Geschichte. In Briefe an Julia wird auf William Shakespeares Romeo und Julia angespielt, der vermutlich bekanntesten Liebesgeschichte aller Zeiten. Amanda Seyfried (Mamma Mia!, Das Leuchten der Stille) spielt darin die junge Amerikanerin Sophie, die mit ihrem Freund Victor (Gael Garcia Bernal, Die Reise des jungen Che, Amores Perros) nach Italien reist um dort eine Art vorgezogene Flitterwochen zu verbringen. Und schon nehmen die Klischees ihren Lauf: Das Paar fährt nach Verona, der Stadt, in der Romeo seiner angebeteten Julia, auf einem Balkon stehend, seine Liebe gestand. Doch der Romeo dieser Geschichte, Victor, kümmert dich nicht um seine Angebetete, sondern klappert lieber die Lieferanten seines bald eröffnenden New Yorker Restaurants ab. Die frei gewordene Zeit nutzt Sophie um sich Verona anzusehen - und stolpert über einen Brauch, der in der Realität sogar auch existiert. Schon fast eine Besonderheit für eine Hollywood-Romanze. Verliebte können nämlich Briefe in die Mauerritzen an Julias Balkon stecken, bzw. sie an die Mauer kleben und eine Gruppe freiwilliger Frauen beantwortet diese Briefe (und in der Realität auch eher unromantisch: Mails) dann.

Wie es der Zufall so will, findet die immer gleich melancholisch-dramatisch dreinschauende Sophie einen 50 Jahre alten Brief der Engländerin Claire (sehr gute gespielt von Oscar-Preisträgerin Vanessa Redgrave, Julia, Abbitte) an ihren geliebten Lorenzo (Django-Ikonie Franco Nero) - und weil sie nichts besseres zu tun hat, beantwortet sie den Brief und löst so jahrelang zurückgesteckte Emotionen in der Seniorin aus, die im Handumdrehen mit Enkel Charlie (Christopher Egan, Eragon) nach Verona gedüst kommt. Was nun folgt ist ein 90minütiges Suchspiel, in dem es genau drei Dinge zu sehen gibt: Endlose Autofahrten durch die italienische Traumlandschaft, unzählige "falsche" Lorenzos und ewiges Rumgezicke zwischen Sophie und dem dauerhaft nörgelnden Charlie. Das erste ist nett anzusehen. Der Rest nervt sehr bald schon.

Warum nur mussten die Autoren dieser leichten Sommerromanze jegliches Klischee erfüllen, den Kitsch bis zum letzten Tropfen aussaugen und einen ganzen Haufen unterirdischer Dialoge verfassen? Da bleibt Regisseur Gary Winick (30 über Nacht) kaum eine Chance, seine Figuren in ein gutes Licht zu rücken. So ist Bernals Victor nichts mehr als eine Witzfigur und Egans Charlie ein Arschloch. Für wen soll sich der Zuschauer da bitte begeistern? Und die Dame selbst? Sophie mag ganz hübsch sein, aber Seyfried verleiht ihr nur bedingt Charme und Anziehungskraft, so penetrant wohltäterhaft wie sie sich verhält.

Das Schlimmste ist aber noch, dass wirklich jeder einzelne Schritt des Skripts vorhersehbar ist: Man weiß immer schon fünf Minuten vorher was geschieht - das Ende des Films war der Gipfel der Einfallslosigkeit. Etwas mehr Kreativität hätte dem Film durchaus sehr gut getan. Die Vorhersehbarkeit lag allerdings nicht nur am lahmen Drehbuch, sondern auch an der Regie, bzw. der Kamera, die jeden einzelnen Schritt seiner Figuren bis zum Ende hin durch begleitet - und so ebenfalls alle Überraschung unmöglich macht. Wirklich schade, denn im Grunde hatte Winick hier vor allem dank Bernal, Redgrave und Nero einen sehr interessanten Cast zur Verfügung. Dass er dann jedem einzelnen Klischee verfällt und seine Figuren anderthalb Stunden nur über die "wahre Liebe" palavern und durch die Gegen tuckern lässt, ist am Ende mehr als bedauerlich.

So bleibt Briefe an Julia ein nett gemeinter, ordentlich gespielter, leichter Sommerfilm, der mit schönen Bildern definitiv Lust auf einen Italienurlaub macht - dessen Geschichte allerdings außer im äußersten Grundansatz (50 Jahre alter Brief, dessen Rätsel gelöst werden will) gänzlich banal und einfallslos daher kommt. Für einen netten Kinoabend zu zweit kein großer Beinbruch, aber es gibt zweifelsohne weitaus bessere romantische Liebeskomödien.

4/10

Trailer:

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