Filmkritik: Inception

Christopher Nolan ist ein Mann, der intelligent verwobene Geschichten und Originalstoffe ebenso inszenieren kann, wie auch adaptierte Comics oder bereits verfilmte Drehbücher. Quasi ein Multitalent. Von seinen bisherigen 7 Regiearbeiten war noch kein Film dabei, den man als "enttäuschend" oder gar "schlecht" bezeichnen könnte, ganz objektiv betrachtet. Der 40jährige Engländer setzte nicht nur die beiden fantastischen Batman-Filme Batman Begins und The Dark Knight in Szene, er war auch für den magischen Prestige sowie den rückwärtserzählten, unglaublich innovativen Memento verantwortlich. Nun also entführt der derzeit gefragteste Regisseur Hollywoods in Inception in eine Traumwelt, die es so zuvor noch nicht gegeben hat.
Eine Gruppe junger Menschen um Cobb (Leonardo DiCaprio) dringt in die Träume von Menschen ein, um sich so geheime Informationen und Gedanken zu besorgen. Doch das Vorhaben birgt viele Gefahren in sich. Der Reiz für Cobb ist jedoch zu groß, um einen ganz besonders schweren Auftrag nicht anzunehmen: Der Japaner Saito (Ken Watanabe) verspricht ihm, den in den USA gegen ihn ausgestellten Haftbefehl aufzuheben, wenn er ihm hilft. Das Besondere für Cobbs daran: Er hat seit Jahren wegen des Haftbefehls seine Kinder nicht mehr gesehen - und wünscht sich demnach nichts mehr, als zurück nach Hause zu können. Doch es gibt - natürlich - Komplikationen.

Man kann sich niemals sicher sein, was in Inception die Realität ist und was nicht, mehrere Traumebenen sorgen zusätzlich für Verwirrung. Bei Nolans neuestem Werk muss man wirklich hellwach sein um keine wichtigen Details zu verpassen - aber davon abgesehen lohnt sich generell jede einzelne Sekunde dieses detailverliebten, kreativen und äußerst effektiven Meilensteins. Visuell bietet der Film die vielleicht irrsten Bilder der Geschichte, die Darstellerriege ist exorbitant (neben dem oben schon aufgelisteten Allstar-Cast wirken unter anderem auch noch Pete Postlethwaite, Lukas Haas und Tom Berenger mit), das Sounddesign unverschämt genial und der Soundtrack packend.

Von der ersten Minute an muss man sich konzentrieren, sofort ist man in der Materie und wird von ihr festgehalten, wie die Charaktere in einem Traum. Das Ende des Films - das definitiv gemeinste und beste Filmende, das man sich vorstellen kann - ist so großartig, dass das gesamte Kino (unter Garantie!) aufstöhnt und man den Film einfach sofort nochmal sehen möchte. Generell empfiehlt sich eh eine zweite (und dritte, vierte...) Sichtung von diesem zweieinhalb Stunden langen Monstrum von Film, der noch in Jahren Gesprächsthema von Filmwissenschaftlern sein wird. Denn Nolan hat mit Inception zweifelsohne einen Kultfilm geschaffen, das ist jetzt schon klar. Über kaum einen anderen Film ließ sich in den letzten Monaten oder gar Jahren so schön und viel diskutieren wie über diesen. Und alleine dafür muss man ihn schon lieben.

★★★★★

Regie & Drehbuch: Christopher Nolan
Kamera: Wally Pfister
Musik: Hans Zimmer

Darsteller:
Leonardo DiCaprio ... Cobb
Joseph Gordon-Levitt ... Arthur
Ellen Page ... Ariadne
Tom Hardy ... Eames
Ken Watanabe ... Saito
Cillian Murphy ... Robert Fisher
Marion Cotillard ... Mal
Michael Caine ... Miles

USA 2010, 148 Min.
Warner Bros.
Kinostart: 29. Juli 2010
FSK 12

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