Filmkritik: Saving Mr. Banks

"Winds in the east, mist coming in. / Like somethin' is brewin' and bout to begin. / Can't put me finger on what lies in store, / But I fear what's to happen all happened before."

Zeilen wie diese haben das immens erfolgreiche und beliebte Disney-Musical von 1964 berühmt gemacht. Zeilen wie diese verzaubern auch in John Lee Hancocks Saving Mr. Banks den Zuschauer. Genau 50 Jahre nach der Uraufführung des fünfach Oscar prämierten Meisterwerks Mary Poppins darf man als Zuschauer wieder den Zauber fühlen, der vor allem durch die fabelhafte Musik der Sherman Brüder Robert und Richard ausgeht. Der Film erzählt die Geschichte von P.L. Travers (Emma Thompson), die eigentlich Helen Goff hieß und die Autorin der Kinderbücher um das zaubernde Kindermädchen Mary Poppins ist. Aufgewachsen im australischen Outback in Queensland hat sie früh durch ihren Vater (Colin Farrell) gelernt, zu träumen und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Doch die Familie muss viele Schicksalsschläge verkraften. Jahre Später, so setzt die Rahmenhandlung in London ein, versucht Walt Disney (Tom Hanks) mit aller Kraft, Travers dazu zu überreden, ihm die Filmrechte an Mary Poppins zu verkaufen. Das ist allerdings eine wahre Lebensaufgabe.

Emma Thompson gibt hier als exzentrische, alles kontrollierende Autorin eine grandiose Darstellung zum Besten - eine Schande, dass sie dafür nicht einmal mit einer Oscar-Nominierung belohnt wurde. Thompson ist Herz und Seele des Films, ohne sie wäre Saving Mr. Banks bei Weitem nicht so unterhaltsam. Tom Hanks dagegen ist der charmante, kindliche Walt Disney, der überraschenderweise eine vergleichsweise kleine Rolle hat, die an Screentime vermutlich von Colin Farrell fast übertroffen wird, der ebenfalls eine sehr gute Leistung zeigt. Erwähnenswert ist zudem die junge Newcomerin Annie Rose Buckley, die die junge Travers spielt. Interessant ist auch die Tatsache, dass Tom Hanks darauf bestand, Disney rauchends zu zeigen (Walt Disney starb zwei Jahre nach der Mary Poppins-Premiere an Lungenkrebs) - was die Produzenten nur widerwillig genehmigten (immerhin handelt es sich hier um einen Disney-Familienfilm). Das wurde noch gesteigert, in dem man Colin Farrells Figur exzessiv Alkohol trinken sieht und die daraus resultierenden Folgen dramatisch inszeniert sind. Daraus resultierte in den USA eine PG-13 Altersfreigabe - während der Film in Deutschland eine FSK 0 erhalten hat.

Die Lieder sind nun natürlich ein wichtiges Element von Mary Poppins, weswegen der wunderschöne (Oscar nominierte) Score von Thomas Newman etwas in den Hintergrund gerät und die mitreißenden Songs prägnanter und gewichtiger im Film platziert werden. Zwei der emotionalen Schlüsselszenen enthalten die wunderschönen Lieder "Feed the Birds (Tuppence a Bag)" und "Let's go fly a Kite" (hier gibt es die ganze Szene zu sehen - Vorsicht: Spoiler!). Generell drückt der Film schon recht aggressiv auf die Tränendrüse. Im vollbesetzten Kinosaal gab es in den letzten zehn Minuten ein kollektives Geschniefe, dem man sich nur schwerlich entziehen konnte. Hier setzt Regisseur Hancock geschickt alle Mittel ein, die ihm zur Verfügung standen: Traumhafte Musik, eine großartige Emma Thompson, einen roten Teppich mit (Doubles von) Dick van Dyke und Julie Andrews sowie originalen Filmausschnitten aus Mary Poppins

Was dem Drehbuch auch zugute kommt, sind Dialoge aus Robert Stevensons Originalfilm, die hier immer mal wieder, vor allem in den australischen Rückblicken, eingeflochten werden und so die Herkunft der Geschichte von Mary Poppins noch klarer verdeutlicht werden soll. Ansonsten lebt der Film von seinen spritzigen Dialogen vor allem von Emma Thompsons P.L. Travers, aber auch in der Kombination mit ihrem Autorenteam (B.J. Novak und Jason Schwartzman als Robert und Richard Sherman sowie Bradley Whitford als Drehbuchautor Don DaGradi). Auch wenn der Film in der ersten Hälfte vielleicht noch ein wenig mehr Tempo gebraucht hätte und das Ende natürlich schon sehr mit dem Vorschlaghammer auf die Tränendrüsen einhämmert, ist Saving Mr. Banks ein absoluter Wohlfühl-Film mit einer großartigen Emma Thompson, mitreißender (alter wie neuer) Musik und der Gewissheit, dass Mary Poppins auch nach 50 Jahren noch so frisch und munter ist, wie damals. 

Und jetzt alle: "Let's go fly a kite up to the highest height! / Let's go fly a kite and send it soaring! / Up through the atmosphere, up where the air is clear!"

★★★★☆


Originaltitel: Saving Mr. Banks


Darsteller:
... P.L. Travers
... Walt Disney
... Travers Goff
... Margaret Goff
... Ralph
...Don DaGradi
... Robert Sherman
... Richard Sherman
... Tommie
... Aunt Ellie


USA/UK/AUS 2013, 125 Min.
Walt Disney Pictures
Kinostart: 06.03.2014
FSK 0

Trailer:


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