Crazy Heart

Regie:
Scott Cooper

Drehbuch:
Scott Cooper nach Thomas Cobbs Roman

Darsteller:
Jeff Bridges ... Bad Blake
Maggie Gyllenhaal ... Jean Craddock
Robert Duvall ... Wayne
Colin Farrell ... Tommy Sweet
Ryan Bingham ... Tony
Jack Nation ... Buddy

Kritik:

Einsamkeit kann die Hölle auf Erden sein. Niemand möchte alleine sein. So geht es auch dem heruntergekommenen Countrymusiker Bad Blake. Einst ein großer Star, hält er sich heute mit Auftritten in Pubs oder Bowling-Centern über Wasser. Ohne Geld, ohne Familie und als kettenrauchender Alkoholiker fährt er quer durch den Süden der USA - ohne wirkliches Ziel und ohne Hoffnung. Crazy Heart ist ein melancholischer, trauriger Film, der aber genau weiß, was er will: Hoffnung geben.

Jeff Bridges, jüngst für eben diese Rolle mit dem Oscar und dem Golden Globe als bester Darsteller ausgezeichnet, spielt hier vermutlich wirklich die Rolle seines Lebens (auch wenn er die vielleicht schon im großartigen The Big Lebowski hatte). Mit unglaublicher Intensität und einer furchterregenden Gleichgültigkeit trinkt und raucht er sich durch den Film und macht eine wundersame Wandlung in mehreren Schritten durch: Als er auf die smarte, junge Journalistin Jean trifft, verändert sich sein Leben schlagartig. Die kesse Frau hat es ihm angetan - und diesmal scheint es nicht nur ein One Night Stand zu sein. Wie aus dem Nichts haben sich hier zwei zerbrochene Seelen gefunden: Denn nicht nur Blake hat Probleme, auch die alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Jungen schlägt sich alleine durchs Leben und scheint in Blake den idealen Ersatzvater gefunden zu haben.

Regisseur Scott Cooper - eigentlich selber Schauspieler - schuf hier mit seiner zweiten Regiearbeit, für die er auch das Drehbuch schrieb, eine ergreifende Charakterstudie eines Mannes, der dachte am Ende seines Lebens angekommen zu sein und plötzlich wieder Lebensfreude in sich findet. Denn auch beruflich scheint es auf einmal besser zu gehen: Sein ehemaliger Schützling Tommy Sweet (Colin Farrell mit langem Zopf und seltsamen Ohrringen) arrangiert ein gemeinsames Konzert vor 12.000 Zuschauern und stellt Blake als Songwriter für sich ein. Und so schreibt der 57-jähirge Musiker mit "The weary Kind" (in etwa "Die ermüdete Art") den besten Song seiner Karriere. Ebenjener Song wurde von T-Bone Burnett und Ryan Bingham für den Film geschrieben - und mit Film- und Musikpreisen auf der ganzen Welt überschüttet, so auch mit dem Oscar und dem Golden Globe. Der emotionale Song ist vermutlich eines der schönsten Lieder die man seit langem zu hören bekam. Ein Song, der richtig unter die Haut geht.

Überhaupt ist die Countrymusik von Crazy Heart hervorragend. Burnett und Komponist Stephen Bruton (der schon im Mai 2009 - Monate vor der Fertigstellung des Films - an Krebs starb) haben hier über ein Dutzend Songs geschrieben, die mal zum Mitschunkeln anregen, mal zum Nachdenken anstimmen. Dank Bridges und dem Kurzauftritt Robert Duvalls muss man aber nicht befürchten, einen zweistündigen Trauermarsch zu sehen. Im Gegenteil: Der subtile Humor und Sarkasmus Blakes ist ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Gewissermaßen hält er die Waage zwischen Drama und Tragikomödie recht gerade.

Crazy Heart ist einer dieser Filme, die man sofort ins Herz schließt und am liebsten gleich noch einmal sehen möchte. Ein Film, der von einem fantastischen Hauptdarsteller getragen wird, von seinem insgesamt sehr tollen Cast, der wunderbaren Musik und den schönen, ruhigen Bildern. Ein Film, den man einfach gesehen - und in diesem Fall auch gehört - haben muss.

9/10

Trailer:

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