Filmkritik: Open Windows

Mit Timecrimes gelang dem damals 30-jährigen Spanier Nacho Vigalondo der vielleicht beste Zeitreisefilm aller Zeiten. Intelligent, realistisch und packend bis zum überraschenden Schluss. Sein Nachfolger Extraterrestre machte aus der Ankunft dutzender UFOs eine Beziehungskomödie. Nun, mit Open Windows, gibt der talentierte Filmemacher (sein Kurzfilm 7:35 de la mañana war 2003 für den Kurzfilm-Oscar nominiert) sein englischsprachiges Debüt. In dem ebenfalls sehr innovativen Film über einen Psychopathen, der ein gefährliches Spiel mit einem Filmstar und dessen größtem Fan treibt, zeigt Vigalondo einmal mehr, dass in ihm ein kreativer Regisseur steckt.

Elijah Wood (Der Herr der Ringe-Trilogie) spielt Nick Chambers, den Betreiber der größten Fanseite von Filmstar Jill Goddard (Sasha Grey, The Girlfriend Experience). Er wartet in einem Hotelzimmer darauf, Jill zu treffen, nachdem er bei einem Gewinnspiel ein Abendessen mit ihr gewonnen hat. Doch während er sich ein Fanpanel mit Goddard und dem Regisseur ihres aktuellen Films (gespielt von Vigalondo selbst) im Internet ansieht, bekommt er einen Anruf von einem mysteriösen Mann, der ihm mitteilt, dass Goddard das treffen abgesagt hat. Frustriert wie Nick ist, begeht er einen Fehler: denn der mysteriöse Mann beginnt sogleich ein perverses, undurchschaubares Spiel, in dem er nicht nur das Leben der Schauspielerin in Gefahr bringt, sondern Nick immer tiefer in ein nicht enden wollendes Psychospielchen zieht.

Die Handlung ist in der tat undurchsichtig. Und zwar so sehr, dass man am Ende etwas verwirrt zurückbleibt. Denn nach den letzten 15 Minuten muss man nicht nur den gesamten Film nochmal im Kopf Revue passieren lassen, man müsste ihn eigentlich gleich nochmal ansehen. Wie schon bei Timecrimes spielt Vigalondo mit dem Zuschauer, lässt Zeit- und Raumebenen verschwimmen und verwirrt damit seine Zuschauer zunehmends. Dass mag am Ende durchaus etwas frustrierend sein in diesem Fall, denn im Gegensatz zu seinem Zeitreisefilm wirkt hier vieles leider etwas zu konstruiert und zufällig. Man könnte meinen mit fortschreitender Geschichte verliert Vigalondo immer mehr seinen roten Faden, nur um am Ende dann eine vollkommen überraschende Wendung hervorzuzaubern. Auch das technische Know-How der Akteure überschreitet manchmal den Horizont des Wahrscheinlichen, was nicht wenige Zuschauer im Kinosaal mehrmals (und das garantiert ungewollt) zum Lachen brachte.

Doch was den Film wirklich auszeichnet ist die innovative Inszenierung. Der gesamte Film spielt sich nämlich nur auf einem Laptopbildschirm ab. Immer mehr Fenster öffnen sich auf Nicks Computer, Videotelefonate, Livestreams, Webcams, Überwachungskameras. Und um es sich selber schwer zu machen, spielt die Handlung nicht nur in Nicks Hotelzimmer. Diese Erzähltechnik ist wirklich beeindruckend realisiert worden, mit guten Effekten und Schnitttechniken - man merkt, dass dem Spanier hier ein vielfach höheres Budget als bei seinen Vorgängern zur Verfügung stand.

Und so ist Open Windows zwar vor allem zum Ende hin recht wirr und unübersichtlich, dafür aber äußerst innovativ erzählt, toll geschnitten und furios inszeniert. Und Elijah Wood, soviel sei auch einmal gesagt, scheint wirklich nicht zu altern.

★★★☆☆


Originaltitel: Open Windows

Regie: Nacho Vigalondo
Drehbuch: Nacho Vigalondo
Kamera: Jon D. Domínguez
Musik: Jorge Magaz

Darsteller:
Elijah Wood ... Nick Chambers
Sasha Grey ... Jill Goddard
Neil Maskell ... Chord
Nacho Vigalondo ... Richy Gabilondo

ES/USA 2014, 100 Min.
Wild Bunch
Kinostart: 2015
FSK 16

Trailer:

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