Filmkritik: These Final Hours


Es gibt Filme, von denen hat man zuvor noch nie etwas gehört, deren Schauspieler sind einem gänzlich unbekannt und die Erwartungen deswegen nicht allzu hoch, oder schlichtweg nicht vorhanden. Doch manchmal passiert es dann, dass genau so ein Film dich packt und einfach umhaut, nicht mehr loslässt und noch Stunden nach dem Abspann beschäftigt. Ein solcher Film ist Zak Hilditchs These Final Hours. Von den ersten Bildern an fesselnd, intensiv und einfach nur: meisterlich.

Die Prämisse ist einfach zusammengefasst: Ein Meteorit hat die Erde getroffen, sie ist dem Untergang geweiht. Amerika, Europa und Afrika gibt es schon nicht mehr und auch Australien wird in nicht mal mehr 9 Stunden von einer gigantischen Feuerwelle überrollt. In diesen letzten Stunden begeht James (Nathan Phillips) den Fehler, seine schöne Geliebte alleine zu lassen, um auf die andere Seite von Perth, Western Australia, zu fahren, wo er seine letzten Momente auf einer Rave-Party mit seiner Freundin verbringen will - zugedröhnt natürlich. Doch es kommt alles anders: Auf dem Weg durch Perths Vororte rettet er ein Mädchen (Angourie Rice) vor zwei wild gewordenen Typen - und wird sie nicht mehr los. Denn Rose will ihren Vater finden, von dem sie getrennt wurde, um bei ihm zu sein, wenn alles zu Ende geht. Und in James keimt neben dem Beschützerinstinkt nun auch langsam so etwas wie ein Herz und eine Seele.

Die wichtigste Zutat für einen Endzeitfilm der Marke Low-Budget sind zweifelsohne halbwegs gute Schauspieler. Und diese Voraussetzung erfüllt Hilditchs Film nicht nur, er übertrifft sie sogar bei Weitem. Nathan Phillips (Wolf Creek) sieht aus wie ein junger Sean Bean und spielt auch so: Grob, wild, und dennoch unsicher und liebevoll. Seine Wandlung vom eigensinnigen, harten Mann zur mitfühlenden, sorgenden Vaterfigur ist sowohl glaubhaft als auch emotional packend. Doch so gut Phillips auch ist, die heranwachsende Angourie Rice (die im Kurzfilm Transmission von Zak Hilditch schon eine viel gelobte Rolle hatte) stiehlt ihm in den gemeinsamen Szenen oftmals die Show. Wie die Unschuld vom Lande übersieht sie die drogenabhängigen Raver und die nackten Frauen auf der Party, greift in ihrer Not sogar selber zu Extasy, weil ihr im Gegenzug versprochen wird, dass man sie zu ihrer Tante bringt. Der schwierige Grad zwischen bittersüßen Momenten und tiefer Tragik gelingt der jungen Aktrice spielerisch leicht und lässt darauf hoffen, sie in Zukunft noch öfter auf der Leinwand sehen zu können.

Nicht weniger wichtig als die Darsteller sind bei einem Endzeitfilm natürlich vor allem die Bilder. Kamerafrau Bonnie Elliott gelingt es nicht nur, die Emotionen der Darsteller gut einzufangen, sie kreiert auch atemberaubende apokalyptische Szenarien mit Hilfe von wunderschönen Naturaufnahmen, für die sie oftmals auch bedrohliche orange-rote Farbfilter oder Weichzeichner benutzt. Die trockene Luft, der Wassermangel, die sengende Hitze, die den Schweiß auf der Haut der Protagonisten förmlich fließen lässt - all das fängt Elliott perfekt ein und generiert so ein Gefühl, selbst im Geschehen zu sein, die Hitze am eigenen Leib zu fühlen. Schließlich sind auch Cornel Wilczeks Score sowie die eigens für den Film komponierte Partymusik von Alex Akers überaus gelungen und unterstützen äußerst passend (im Falle von Akers Ravesounds sogar vielmehr großartig kontrapunktiv) die brodelnde Atmosphäre.

Die ersten Minuten von These Final Hours sind schon großartig inszeniert, was danach folgt ist ein über alle Maßen überraschend großartiger Endzeitfilm made down under, der vor allem von seinem äußert überzeugenden, beeindruckenden Darsteller-Ensemble und den vielen hervorragenden, emotionalen Momenten lebt. Etwa in der Mitte des Films gibt es eine Szene, in der James und Rose auf einen Polizisten, dessen Frau und ihre beiden kleinen Kinder treffen. Der Vater hat eine Pistole in der Hand, fragt James, ob er "es" für ihn tun könne. Genau vier Kugeln seien in der Waffe. James lehnt fassungslos ab, der Polizist fragt ihn schluchzend, ob er ihm wenigstens für das verzeihen könne, was er gleich tun werde. "I forgive you." Die Schüsse hört man nicht. Am Ende lässt der Film den Zuschauer mit einem mulmigen Gefühl zurück. Man könnte sagen, der Film endet überaus deprimierend. Oder man sieht es mit den Augen von Rose: "There's still time." Zeit, sich bewusst zu werden, einen wahnsinnig emotionalen, packenden Film gesehen zu haben.

★★★★★


Originaltitel: These Final Hours

Regie: Zak Hilditch
Drehbuch: Zak Hilditch
Kamera: Bonnie Elliott
Musik: Cornel Wilczek

Darsteller:
Nathan Phillips ... James
Angourie Rice ... Rose
Jessica De Gouw ... Zoe
Kathryn Beck ... Vicky
Daniel Henshall ... Freddy
Lynette Curran ... James' Mum
David Field ... Radio Man

AUS 2014, 87 Min.
Roadshow Films
Kinostart: 2015
FSK 16
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