Filmkritik: Im August in Osage County
Der große Stärke des Films ist zweifelsohne sein großartiges Starensemble: Meryl Streep triumphiert einmal mehr, diesmal in der Rolle von Familienoberhaupt Violet, einer krebskranken Witwe, deren Mann sich gerade auf einem See ertränkt hat. Mit gewohnter Hingabe und Perfektion überzeugt die Grand Dame des amerikanischen Kinos erneut und hätte auch in diesem Jahr ihren nächsten Oscar verdient gehabt. Julia Roberts dagegen ist schon eine ganze Klasse darunter, aber für die Tatsache, dass Roberts in den letzten Jahren nicht viele Höhepunkte in ihrer Karriere vorweisen kann, war auch ihre Leistung durchaus bemerkenswert. Doch wieder einmal ist es Ewan McGregor, der von der Oscar-Jury übersehen wurde. Als Roberts Filmehemann überzeugt der Schotte wie immer in seiner Rolle und zeigt einmal mehr, dass er auch ein Leading-Man ist. Das gleiche gilt für den großartigen Chris Cooper, der auch in all seinen aktiven Jahren nie an Qualität und Kraft verloren hat. Und dann sind da noch Julianne Nicholson und Benedict Cumberbatch als naiv verliebtes Pärchen, die einige wundervolle Momente im Film haben, die noch länger im Gedächtnis bleiben werden.
Was dagegen zum Ende hin leider etwas unglaubwürdig wurde, war die Masse an Geheimnissen, Tragödien und schicksalhaften Ereignissen, die hier in einer einzigen Familie an den Tag gebracht wurden. Krebs, Drogen, Pillen, Alkohol, Inzest, Pädophilie, Ehebruch, Scheidung, Selbstmord, Erbstreit, Rassismus. Alles, was es an gesellschaftlichen Abgründen aufzutreiben gibt, findet sich hier wieder. Das ist durchaus glaubhaft inszeniert und auch bis zum Schluss packend (gespielt) - aber irgendwann muss man sich dann doch als Zuschauer mal fragen, wie kaputt eine einzelne Familie eigentlich sein kann. Weniger wäre eventuell mehr gewesen - wobei das durchaus als Jammern auf hohem Niveau ist.
Im August in Osage County bietet aber glücklicherweise ein halbes Dutzend großartiger Schauspielleistungen in einem einzigen Film, hat einen gewohnt schönen, ruhigen Score des zweifach Oscar-prämierten Argentiniers Gustavo Santaolalla (Babel, Brokeback Mountain, Die Reise des jungen Che) und viele wunderbare, amüsante wie auch emotionale Dialoge.
★★★★☆
Originaltitel: August: Osage County
Regie: John Wells
Drehbuch: Tracy Letts nach dem gleichnamigen Theaterstück
Kamera: Adriano Goldman
Musik: Gustavo Santaolalla
Kamera: Adriano Goldman
Musik: Gustavo Santaolalla
Darsteller:
Meryl Streep ... Violet
Julia Roberts ... Barbara
Ewan McGregor ... Bill
Chris Cooper ... Charlie
Benedict Cumberbatch ... Little Charlie
Julianne Nicholson ... Ivy
Sam Shepard ... Beverly
Abigail Breslin ... Jean
Juliette Lewis ... Karen
Dermot Mulroney ... Steve
Margo Martindale ... Matty Fae
Misty Upham ... Johnna
Julia Roberts ... Barbara
Ewan McGregor ... Bill
Chris Cooper ... Charlie
Benedict Cumberbatch ... Little Charlie
Julianne Nicholson ... Ivy
Sam Shepard ... Beverly
Abigail Breslin ... Jean
Juliette Lewis ... Karen
Dermot Mulroney ... Steve
Margo Martindale ... Matty Fae
Misty Upham ... Johnna
USA 2013, 121 Min.
Tobis Film
Kinostart: 06.03.2014
Kinostart: 06.03.2014
FSK 12
Trailer:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen