Filmkritik: Transcendence

Mit Filmen wie The Dark Knight, Memento oder Inception schrieb Nolan Filmgeschichte als Regisseur, doch bei der Auswahl von Stoffen, die er für andere Regisseure produziert, beweist der Brite bislang kein allzu gutes Händchen. Zack Snyders Man of Steel war eine herbe Enttäuschung - und dieses Schicksal trifft nun auch Wally Pfisters Regiedebüt Transcendence. Der Star-besetzte 100-Millionen-Dollar-Blockbuster verläuft sich schon nach wenigen Minuten bildlich im Sand und endet weder mutig, noch spannend, sondern mehr oder weniger erschreckend uninspirierend und einfallslos.

Alles beginnt mit einer Sequenz aus der Gegenwart, in der die Welt ohne Strom auskommen muss, Technik keine Rolle mehr spielt und Computertastaturen als Türstopper genutzt werden. Max, ein junger Wissenschaftler (gespielt vom wunderbaren Paul Bettany, dem einzigen, der seiner Figur so etwas wie Glaubwürdigkeit einflößt), erklärt, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte. Ein Sprung fünf Jahre zurück führt uns zum kitschig-schönen Leben eines anderen Wissenschaftlers, Will Caster (Johnny Depp), und dessen Frau Evelyn (Rebecca Hall). Schallplatten, Sonnenblumen pflanzen im Garten und künstliche Intelligenzen erschaffen sind ihre Hobbies, die jäh ein Ende finden, als eine Terrorgruppe Wissenschaftler in den ganzen USA tötet und auch Will lebensgefährlich verletzt wird. Um seinen Geist zu retten, schließt Evelyn ihn an einen Computer an und überspielt sein Gehirn auf eine Festplatte. Soweit, so wirr. Doch es kommt noch besser: Will stirbt, doch seine Stimme und sein Gesicht sind omnipräsent auf PC-Bildschirmen im ganzen Land, denn Will wurde über das Internet stark und ist nun allgegenwärtig - will die Welt beherrschen. Was verrückt klingt, ist es leider auch. Nichts gegen gute Science Fiction, aber wenn Blinde und Krüppel vom PC-Will geheilt werden wie von Jesus, kleine Partikel aus der Erde durch die Luft fliegen und Häuser, Menschen und alles andere heilen und am Ende die Bewohner eines Wüstenkaffs wie Zombies durch die Gegend wandeln, ist der Moment gekommen, in dem man den Film nicht mehr allzu ernst nehmen kann. Und das zeigte sich leider auch in mehreren (nicht vom Regisseur geplanten) Lachanfällen beim Publikum.

Dabei hat Transcendence durchaus seine guten Momente: Paul Bettany ist so ein positiver Aspekt am Film, auch Rebecca Hall kann sich sehen lassen - auch wenn ihre Motivation etwas unglaubwürdig erscheint. Die Grundidee ist zudem ebenfalls sehr interessant, doch ab der Mitte des Films wird es leider zunehmend abstruser und dann muss man sich auch mal fragen, ob Morgan Freemans Reaktionen auf das Gesehene gespielt sind, oder ob der Oscar-Preisträger einfach während des Drehs das gleiche dachte wie der Zuschauer: "Im Ernst?" Johnny Depp bleibt unverschämt blass, wirkt zeitweilig so, als hätte er hier Pfister (oder Nolan) nur einen Gefallen getan. Die ersten 20 Minuten ist der "fleischige" Depp zahm, nerdig, langweilig, wo ihm eine Prise Sarkasmus oder charmanter Witz gut getan hätten. Danach ist er im Grunde nur noch als zweidimensionale Computeranimation zu sehen und zu hören, und selbst das eher gelangweilt als bedrohlich. Im Prinzip ist es schon fast unverschämt, den Film (alleine) mit dem Namen Johnny Depp zu bewerben, da sowohl Paul Bettany, als auch Rebecca Hall die deutlich größeren und interessanteren Rollen inne haben.

Immer wieder kommen Momente, in denen man sich denkt, dass das, was man auf der Leinwand zu sehen bekommt, doch gar nicht so schlecht ist. Das ist es im Grunde auch gar nicht, gewissermaßen ist Transcendence sogar sehr unterhaltsam, visuell und optisch sowieso, doch irgendwie kommt dann doch schnell wieder die ernüchternde Wahrheit ans Licht: Die Sets sind langweilig und unkreativ, die Darsteller größtenteils gelangweilt und Spannung kommt so gut wie gar nicht auf. In dem Moment, in dem das System abgeschaltet wird und klar wird, dass die Welt (oder wie der Film suggeriert: die USA - wieso auch immer...) nun ohne Strom auskommen muss, ist der Film zu Ende. Dabei wäre das, was jetzt passieren müsste, die deutlich interessantere Geschichte gewesen.

★★☆☆☆

Originaltitel: Transcendence

Drehbuch: Jack Paglen
Kamera: Jess Hall

Darsteller:
Johnny Depp ... Will Caster
Rebecca Hall ... Evelyn Caster
Paul Bettany ... Max Waters
Cillian Murphy ... Agent Buchanan
Kate Mara ... Bree
Cole Hauser ... Colonel Stevens
Morgan Freeman ... Joseph Tagger
Lukas Haas ... James Thomas

UK/CHI/USA 2014, 119 Min.
Tobis
Kinostart: 24.04.2014
FSK 12

Trailer:

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