Zum 100. Geburtstag: Sir Alec Guinness

Die Macht war stark in ihm. 86 Jahre lang. Dann verstarb Sir Alec Guinness am 5. August 2000 an den langjährigen Folgen seiner Leberkrebserkrankung. Seine ebenfalls krebskranke Frau folgte ihm nur zwei Monate später, es sollten die einzigen zwei Monate sein, die sie nach 62 Ehejahren voneinander trennten. Geboren wurde der britische Wundermime am 2. April 1914 kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Englands Hauptstadt London. 
Aufgewachsen in eher ärmlichen Verhältnissen und ohne seinen Vater jemals kennengelernt zu haben, kam er mit nur fünf Jahren ins Internat, da seine Mutter einen anderen Mann heiratete und keine Zeit für ihren Sohn aufbringen wollte. Mit 20 debütierte Guinness am Theater, stand kurz darauf schon mit Größen wie Sir Laurence Olivier oder Sir Ralph Richardson auf der Bühne. 1938 erfolgte die Hochzeit mit Merula Salaman, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb - skandalfrei über all die Jahrzehnte hinweg. Der gemeinsame Sohn Matthew wurde 1940 geboren, kurz darauf diente Guinness als Lieutenant im Zweiten Weltkrieg auf verschiedenen Landungsschiffen, war unter anderem an der Invasion Siziliens im 1943 beteiligt.

Seine erste Filmrolle 1946 in Geheimnisvolle Erbschaft schloss auch sogleich eine jahrelange Freundschaft und Zusammenarbeit mit Englands Meisterregisseur David Lean. In Leans Oliver Twist Adaption spielte Guinness den Juden Fagin, während seine Darstellung von acht verschiedenen Rollen in Adel verpflichtet 1949 den Durchbruch bedeuteten: Hier spielt er alle acht Mitglieder einer Adelsfamilie, die im Zuge einer Erbschaftsaffäre ermordet werden. In den folgenden Jahren festigte Guinness seinen Stand als wichtigster Komödiant Englands mit Filmen wie Das Glück kam über Nacht, Einmal Millionär sein (für den er seine erste Oscarnominierung erhielt), Der Mann im weißen Anzug, Der Unwiderstehliche oder Ladykillers

Der Wechsel ins Charakterfach erfolgte mit David Leans Epos Die Brücke am Kwai, für den Guinness 1958 mit seiner zweiten Nominierung den Oscar gewann - als bester Hauptdarsteller. Im Jahr darauf wurde Guinness in den Adelsstand erhoben - mit gerade einmal 45 Jahren. 1962 folgte Lawrence von Arabien, zwei Jahre später spielte er Mark Aurel in Der Untergang des Römischen Reiches, im Jahr darauf spielte er in Doktor Schiwago erneut für David Lean. 

Ab Ende der 60er Jahre wurde er vermehrt auf prägnante Rollen besetzt, wie die des Adolf Hitler in Hitler - Die letzten zehn Tage oder die des blinden Butlers in der Kultkomödie Eine Leiche zum Desert. 1977 schließlich besetzte George Lucas Guinness als Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi in der Star Wars-Trilogie und gab Guinness damit erstmals Einzug ins moderne Blockbusterkino. Im Anschluss an die Weltraumsaga stand er das erste Mal in seiner Jahrzehnte-überspannenden Karriere für das Fernsehen vor den Kameras: Als hartherziger Earl of Dorincourt in der Klassiker-Verfilmung von Frances Hodgson Burnetts Roman Der kleine Lord. Den letzten vielbeachteten Auftritt hatte Alec Guinness 1984 in David Leans Reise nach Indien. Insgesamt arbeiteten die beiden Briten sechsmal zusammen.

Vier Nominierungen (u.a. noch für Star Wars) und zwei Gewinne (den zweiten für sein Lebenswerk) bei den Oscars, ein Golden Globe und zwei weitere Nominierungen und über zwei Dutzend weitere angesehene Schauspielpreise machen Sir Alec Guinness auch heute noch zu einem der größten, vielseitigsten und besten Darsteller des Kinos.

Am heutigen 2. April 2014 wäre er 100 Jahre alt geworden.

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