Filmkritik: Muppets Most Wanted

"Oh no, desaster! They've ordered a sequel!" Die Muppets haben sich noch nie allzu ernst genommen - was bis heute eine ihrer größten Stärken ist. Auch Muppets Most Wanted ist ein Film, der von Anfang an vor Selbstironie nur so strotzt: Schon in der munteren Eröffnungsnummer We're doing a Sequel kommen Zeilen vor wie "everyone knows that the sequel's never quite as good", während man sich auf die Suche nach einer sinnvollen Handlung macht (und dabei Vorschläge wie ein schwedisches Ingmar-Bergman-Drama mit Untertiteln oder den Klassiker Gon(zo) with the Wind in Erwägung zieht). Doch James Bobin zweiter Muppets-Film nach dem riesigen Erfolg von 2012 (inklusive eines gewonnen Oscars für den besten Song) und der nun mehr insgesamt achte Muppets-Kinofilm beschränken sich letztendlich doch auf eine Geschichte, die mehr... familientauglich ist.

Als der gefährlichste Frosch der Welt, Constantine, aus einem sibirischen Gulag ausbricht und man daraufhin Kermit, unser aller Lieblingsfrosch, gefangen nimmt und zurück ins Kittchen steckt, beginnt das Chaos langsam aber unaufhaltsam: Ahnungslos trotz seltsamen Akzents (eine Erkältung?) und der überraschend neuen Einstellung "jeder kann machen was er will auf der Bühne" wird Constantine für Kermit gehalten und geht mit den Muppets und ihrem neuen Tour-Manager Dominic Bösewicht (französisch ausgesprochen Böswiiiischt und gespielt von Ricky Gervais) auf Europatournee. Berlin, Madrid, Dublin und schließlich London sind ihre Ziele. Und da zufälligerweise immer direkt neben ihren Aufführungsorten ein Museum steht, in dem parallel zum Auftritt etwas sehr wertvolles gestohlen wird, kommen Interpol (Ty Burrell) und CIA (der Muppet Sam Adler) den Muppets schnell auf die Spur - die natürlich vollkommen ahnungslos sind. Und als Constantine - als Teil seines finsteren Plans - Miss Piggy schließlich den von ihr lang ersehnten Heiratsantrag macht, bleibt Kermit nur noch ein Ausweg: er muss die Gefängniswärterin Nadya (Tina Fey) austricksen und aus dem Gulag ausbrechen um die Muppets zu retten.

Das Drehbuch von Bobin und Nicholas Stoller ist in der Tat familienfreundlich, aber deswegen nicht weniger unterhaltsam und phasenweise äußerst kreativ. Es gibt unzählige Lacher, die mal unerwartet, mal optimal platziert auftauchen, vor allem das "Zusammenspiel" von Ty Burrell und Sam Adler ist herrlich amüsant - das alleine hätte einen ganzen Film tragen können. Auch Kermit und Constantine als gegensätzliche Frosch-Figuren haben einige sehr gute Szenen. Schade ist dagegen, dass auch diesmal Kultfiguren wie Gonzo keine allzu große Rolle spielt und dass Ricky Gervais und Tina Fey einfach keine Jason Segal oder gar Amy Adams sind. Die menschlichen Darsteller spielen in der Geschichte aber davon abgesehen glücklicherweise eh eine etwas untergeordnetere Rolle als in Die Muppets noch vor zwei Jahren.

Das große Plus des Films sind aber wie schon bei seinem Vorgänger die fantastischen Songs des Neuseeländers Bret McKenzie. Neben der Eröffnungsnummer gibt es vor allem zwei Songs, die richtig, richtig gute Laune machen: zum einen der fetzige I'll get you what you want gesungen von Constantine mit osteuropäischem Akzent, sowie die Ballade Something so right gesungen von Miss Piggy, Kermit und Céline Dion. Dies könnte dann auch der Song werden, der für einen Oscar nominiert wird. McKenzie hat auf jeden Fall erneut sein Talent für sehr abwechselungsreiche Melodien bewiesen.

Insgesamt ist Muppets Most Wanted im Grunde wie schon sein Vorgänger ein sehr unterhaltsamer Familienfilm, mit vielen Lachern und tollen Musicalnummern. Die Cameos sind teilweise unauffällig, teilweise aber auch sehr gelungen. Leider bleiben die menschlichen Hauptfiguren Ricky Gervais und Tina Fey im Vergleich zu anderen bisherigen Muppets-Darstellern etwas blass zurück, was den Gesamteindruck des Film etwas schmälert. Aber glücklicherweise geht es hier ja nicht um Menschen, sondern Muppets. Und die waren so gut drauf wie eh und je.

★★★☆☆


Originaltitel: Muppets Most Wanted

Regie: James Bobin
Drehbuch: James Bobin & Nicholas Stoller
Kamera: Don Burgess
Musik: Christophe Beck
Songs: Bret McKenzie

Darsteller:
Ricky Gervais ... Dominic Bösewicht
Ty Burrell ... Jean Pierre Napoleon
Tina Fey ... Nadya
Steve Whitmire ... Kermit / Rizzo / Statler / Beaker
Eric Jacobson ... Miss Piggy / Fozzie / Sam Adler / Tier
Dave Goelz ... Gonzo / Dr. Bunsen / Waldorf
David Rudman ... Scooter
Bill Barretta ... Rowlf / Pepe / Koch
Matt Vogel ... Constantine
Peter Linz ... Walter

sowie
Hugh Bonneville, Jemaine Clement, Sean Combs, Rob Corddry, Mackenzie Crook, Céline Dion, Zach Galifianakis, Josh Groban, Salma Hayek, Tom Hiddleston, Tom Hollander, Toby Jones, Frank Langella, Ray Liotta, James McAvoy, Chloë Grace Moretz, Usher Raymond, Miranda Richardson, Saoirse Ronan, Til Schweiger, Danny Trejo, Stanley Tucci und Christoph Waltz

USA 2014, 107 Min.
Walt Disney Pictures
Kinostart: 01.05.2014
FSK 0

Trailer:

Kommentare