Filmkritik: Non-Stop

Liam Neeson war in den 1990er Jahren alles andere als ein Actionheld. Mit Schindlers Liste oder Rob Roy verkörperte er eher die historischen Helden, die mit Worten und Taten mehr erreicht haben, als mit Faustschlägen und Kugelhagel. In den letzten Jahren hat sich das für Neeson geändert: Mit den erfolgreichen Actionfilmen 96 Hours und dessen Fortsetzung oder auch Das A-Team und Unknown Identity etablierte sich der Nordire im Männergenre und sorgte für volle Kassen. Der Flugzeug-Thriller Non-Stop gliedert sich da bestens ein, wobei er im Gegensatz zu den beiden 96 Hours-Filmen beispielsweise durch einen spannenden Plot und eine halbe Überraschung am Ende doch besser unterhalten kann als vielleicht zunächst erwartet.
Der Film von Neesons Unknown Identity-Regisseur Jaume Collet-Serra beginnt vielversprechend mit einem Man (Neeson), der sich schon bald als Air-Marshall Bill Marks entpuppt. Marks ist depressiv, starker Alkoholiker und eigentlich nicht mehr wirklich diensttauglich. Doch seine Marke hat er ebenso noch wie seinen Job. Und kaum im Flugzeug angekommen wird es unangenehm für ihn. Auf seinem Dienst-Pager empfängt er eine Nachricht über das sichere Netzwerk - der Absender behauptet darin, alle 20 Minuten jemanden in diesem Flugzeug, das soeben gestartet ist, zu töten, sollten ihm nicht dutzende Millionen Dollar auf sein Konto überwiesen werden. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und die erste Leiche liegt bald in der Bordtoilette - der Täter ist allerdings die vermutlich unwahrscheinlichste Person, die man erwartet hätte...

Natürlich hat man schon viele Flugzeug-Thriller gesehen, darunter den Actionklassiker Air Force One mit Harrison Ford und Gary Oldman, den Jodie Foster-Thriller Flight Plan oder auch Flug 93, der die letzten Minuten eines der entführten Flugzeuge am 11. September 2001 zeigt. Non-Stop reiht sich hier gut in die List ein, verbindet quasi die Entführungselemente mit der Mystery von Flight Plan und der Action des Wolfgang Petersen-Actioners, in dem der Präsident der Vereinigten Staaten zum Helden wird. Hier ist der Held ein trinkender Air-Marshall, der viel im Leben verloren hat und kein Ziel mehr vor Augen hat. Das ist auch der Antrieb, den er letztendlich hat, die Motivation, dieses Flugzeug und seine Besatzung zu retten.

Die Action ist dabei gut inszeniert, man wird überraschend gut unterhalten, doch irgendwie ist am Ende alles ein wenig unspektakulär. Die Auflösung des Rätselratens um den Mörder an Bord ist weit weniger spektakulär als es die vorangegangenen Filmminuten angeprangert hatten und wenn man während des Filmabspanns noch einmal genauer über manche Ereignisse im Flugzeug nachdenkt, stößt man auch schon schnell auf die eine oder andere Unlogik und hört entweder schnell wieder damit auf, weiter über den Film nachzudenken, oder aber bemerkt, dass hier mehr nicht stimmt, als es noch sein dürfte. Man hätte am Ende noch einmal einen drauf setzen sollen, statt den eher patriotischen, klischeebehafteten Weg zu gehen, der einen leicht faden Beigeschmack hinterlässt.

Dennoch zeigt der Film eines ganz deutlich: Liam Neeson hat sich zum Actionheld etabliert. Aber ob das sein muss? Bleibt nur zu hoffen, dass er auch mal wieder eine darstellerische Leistung wie in den 1990er Jahren geben kann - denn das sind und bleiben die stärksten Jahre des Nordiren.

★★☆☆☆


Originaltitel: Non-Stop

Regie: Jaume Collet-Serra
Drehbuch: John W. Richardson, Christopher Roach & Ryan Engle
Kamera: Yves Bélanger

Darsteller:
Liam Neeson ... Bill Marks
Julianne Moore ... Jen Summers
Scoot McNairy ... Tom Bowen
Lupita Nyong'o ... Gwen
Michelle Dockery ... Nancy
Nate Parker ... Zack White
Corey Stoll ... Austin Reilly

UK/F/USA 2014, 106 Min.
StudioCanal
Kinostart: 13.03.2014
FSK 12

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